Pennystocks: Risiken und Fallstricke beim Kauf von vermeintlichen Schnäppchen (2024)

Aktien, die unter einem Euro kosten, klingen für viele Anleger nach einem verlockenden Investment. Die vermeintlichen Schnäppchen-Papiere besitzen jedoch enorme Risiken, die von vielen Investoren häufig extrem unterschätzt werden.

• Optisch günstige Aktien sind nicht zwangsläufig preiswert
• Handelsvolumen von Pennystocks nähert sich 2000er-Niveau
• Ein Totalverlust muss stets miteinkalkuliert werden

Bei Pennystocks handelt es sich um Aktien, die zu einem Kurs von unter einem Euro bzw. für wenige Cents gehandelt werden. Diese magische Preisschwelle von unter einem Euro, liegt in den USA, im Gegensatz zu Europa, bei fünf US-Dollar. Dementsprechend werden in den USA auch alle Aktien mit einem Kurswert von unter fünf US-Dollar als Pennystocks bezeichnet. Diese etwas unterschiedliche Definition geht auf die Regularien der großen US-Börsen zurück, die für eine Listung einen Mindestkurs von fünf US-Dollar vorschreiben.

Der psychologische Effekt bei Pennystocks

Der Hauptgrund für die große Beliebtheit von Aktien, die unter einem Euro oder unter fünf US-Dollar kosten, lässt sich in erster Line mit einem psychologischen Effekt erklären. Der extrem günstige Kurs suggeriert nämlich, gerade eher unerfahrenen Investoren, dass die jeweilige Aktie besonders preiswert ist und somit hohe Kurssteigerungen bietet. Denn um eine Rendite von 200 Prozent zu erzielen, muss ein Pennystock beispielweise "nur" von 20 Cent auf 60 Cent ansteigen, während ein Blue Chip von 50 auf 150 Euro klettern muss.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anteilsschein von 20 auf 60 Cent steigt, erscheint vielen Investoren dabei deutlich höher zu sein als die Möglichkeit, dass eine Aktie von 50 auf 150 Euro anzieht. Der prozentuale Gewinn ist jedoch in beiden Fällen identisch.

Dieser psychologische Effekt wird jedoch gerne auch von größeren Konzernen ausgenutzt, die mit Hilfe eines Aktiensplits ihre eigenen Aktien optisch verbilligen. Denn für viele Privatanleger wirkt ein Anteilsschein mit einem Preis von 25 Euro deutlich attraktiver als eine Aktie, die beispielsweise 400 Euro kostet. Dass der Preis einer Aktie jedoch nichts mit dem Wert eines Unternehmens zu tun hat, blenden viele Anleger in diesem Zusammenhang scheinbar aus.

Nicht jeder Pennystock ist eine "Katze im Sack"

Eine Aktie, die auf dem Niveau von rund einem Euro notiert, muss nicht zwangsläufig ein spekulativer Pennystock sein. So ist es in Ländern wie Australien, Hongkong und Großbritannien sogar eher die Regel als die Ausnahme, dass Aktien zum Teil sehr niedrige Kurswerte aufweisen. Beispielsweise notiert auch die Aktie des britischen Telekommunikationskonzerns Vodafone "nur" bei ca. 1,00 Euro, obwohl das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 40 Milliarden Euro zu den größten Mobilfunkunternehmen der Welt zählt.

Eine sehr ähnliche Konstellation zeigt sich beim australischen Aluminiumproduzenten Alumina. So notiert die Aktie des Konzerns, trotz einer soliden Bewertung und einer Marktkapitalisierung von rund 3 Milliarden Euro, nur bei ca. 1,10 Euro je Aktie.

Entsprechend sollten Investoren, die einen Blue Chip von einem Pennystock unterschieden möchten, nicht nur den Kurswert der jeweiligen Aktie berücksichtigen, sondern vor allem auch die gesamte Marktkapitalisierung. Denn klassische Pennystock-Unternehmen sind häufig nur einige Millionen und keine Milliarden schwer.

Zocker-Papiere halten die Wall Street auf Trab

Neue Trading-Plattformen und Apps, die gerade in den USA stark an Beliebtheit gewinnen, sorgen aktuell dafür, dass immer mehr, vornehmlich junge Privatanleger, ihr Glück an der Börse versuchen. So kommt es, dass allein sechs Unternehmen, die jeweils bei rund einem US-Dollar notieren, teilweise fast ein Fünftel des gesamten US-Handelsvolumens ausgemacht haben.

Zu diesen Pennystocks zählen unter anderen Unternehmen wie Zomedica und Sundial Growers. Während Zomedica diverse Arzneimittel für Tiere produziert, handelt es sich bei Sundial Growers um ein kanadisches Pharmaunternehmen, welches verschiedene Sorten Cannabis produziert.

Viele Experten weisen darauf hin, dass Pennystocks wie Zomedica und Co. gerade bei jungen Reddit-Nutzern sehr beliebt sind. So vervielfachte sich der Kurs des Tierarzneimittelunternehmens, nachdem das Unternehmen häufiger auf Reddit erwähnt wurde.

Die Theorie vom größeren Dummkopf

Spekulanten, die mit Hilfe von sozialen Medien wie z.B. Reddit einzelne Pennystocks kaufen und pushen, folgen in der Regel der sogenannten Greater-Fool-Theorie. Diese Theorie beschreibt eine Anlagestrategie, welche davon ausgeht, dass eine Aktie weit über dem fairen Wert gekauft werden kann, da es bestimmt einen weiteren Investor gibt, welcher das Papier zu einem noch höheren Kurs kauft. Dieser Käufer wird dann als Greater-Fool bzw. größerer Dummkopf bezeichnet, da er für die völlig überbewertete Aktie einen noch höheren Preis bezahlt.

"Die Verlockung ist da, weil die Aktienkurse so niedrig sind. […] Und mit einem hohen Risiko geht das Potenzial für eine hohe Belohnung einher. Einzelne Anleger sehen am Ende viel von diesem Potenzial. Sie sehen jemanden, der 10.000 Prozent Rendite mit einem Pennystock erzielt hat oder sogar einfach sein Geld verdoppelt und das liegt daran, dass es für eine Aktie einfach ist von 5 Cent auf 10 Cent zu steigen", so die Einschätzung von Stephan Shipe, Experte bei Scholar Financial Advising LLC, gegenüber Bloomberg in Bezug auf die Rally einiger Pennystocks.

Die geringe Marktkapitalisierung kann zum Problem werden

"Wahrscheinlich ist eins der größten Risiken, mit denen [Spekulanten] zu tun haben, die Größe der Unternehmen im Allgemeinen", so Shipe weiter. Da die Marktkapitalisierung von Pennystock-Unternehmen in der Regel sehr überschaubar ist, bieten diese für Investoren einen geringeren Schutz als Standardwerte. So kann es gerade beim Verkauf sehr schnell zu Schwierigkeiten kommen, da kleinere Unternehmen häufig nur ein geringes Handelsvolumen aufweisen.

In sozialen Medien, Chatrooms und Foren können einzelne Nutzer, mithilfe von positiven Nachrichten und Veröffentlichungen, zwar dafür sorgen, dass das Handelsvolumen und das Interesse einer speziellen Aktie zunimmt, eine solche Beeinflussung grenzt jedoch schon an Kursmanipulation.

Vorsicht vor Pump-and-Dump!

Daher sind gerade Pennystocks sehr anfällig für sogenannte Pump-and-Dump-Systeme. Beim klassischen Pump-and-Dump (Aufpumpen und Abladen) handelt es sich um eine Betrugsmasche, die vornehmlich darauf abzielt, kleinere Privatanleger auszunehmen.

Dazu werden, häufig von unseriösen Börsenbriefen bzw. zwielichtigen Börsengurus, diverse Meldungen zu kleineren Firmen veröffentlicht und verbreitet, die mit frei erfundenen Kurszielen zum Kauf der jeweiligen Pennystocks animieren sollen. Hinter den oft sehr aufwendig erstellten Kaufempfehlungen, Erwähnungen und Pressemitteilungen stehen jedoch betrügerische Organisationen oder Einzelpersonen, welche die jeweiligen Aktien schon vor der ersten großen Veröffentlichung bzw. Empfehlung gekauft haben und somit nur noch darauf warten. diese mit satten Kursaufschlägen wieder loszuwerden. In Deutschland wird solch eine Methode auch als Scalping-Strategie bezeichnet.

Pennystock - mehr Wettschein als Anteilsschein

Investoren, die fest dazu entschlossen sind, ihr Geld in Pennystocks zu investieren, sollten sich in jedem Fall die enormen Risiken vor Augen halten. So ist es gerade bei Pennystocks eher die Regel als die Ausnahme, dass das Investment langfristig mit einem Totalverlust endet.

"Stellen Sie einfach sicher, dass Sie es sich leisten können, zu verlieren, und haben Sie Regeln, was ihre Spekulation betrifft", so der Finanzexperte Scott Cole von Cole Financial Planning in einem Bloomberg-Interview. Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen überschaubare Engagements im Bereich der Pennystocks, dennoch sollte in diesen Zusammenhang eher von spekulativen Wetten statt von vernünftigen Investitionen gesprochen werden.

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

Pennystocks: Risiken und Fallstricke beim Kauf von vermeintlichen Schnäppchen (2024)

FAQs

Pennystocks: Risiken und Fallstricke beim Kauf von vermeintlichen Schnäppchen? ›

Vorsicht vor Pump-and-Dump!

Kann man mit pennystocks reich werden? ›

Kann man mit Penny Stocks reich werden? Die Chancen dazu stehen nicht gut. Zwar gibt es bei Wertpapieren nie eine Garantie zu Gewinnen oder Verlusten, aber bisher gab es nur wenige Penny Stocks, die ihre Besitzer reich gemacht haben.

Warum keine pennystocks? ›

Für unerfahrene und sicherheitsorientierte Investorinnen und Investoren sind Pennystocks in der Regel nicht geeignet. Auch erfahrene Anlegerinnen und Anleger sollten in hochspekulative Investitionsmöglichkeiten wie Pennystocks niemals Geld investieren, auf das sie angewiesen sind.

Was passiert wenn die Aktie negativ wird? ›

Wenn es schlecht läuft, kann der Kurs einer Aktie auf null sinken und ein Anleger verliert sein gesamtes investiertes Geld. Jedoch ist Aktien shorten durch Leerverkäufe noch wesentlich riskanter, da ein Anleger dabei mehr Geld verlieren kann, als er ursprünglich investiert hat.

Welche pennystocks sind zu empfehlen? ›

Top-Handelsvolumen: Pennystocks
  • Alle Indizes.
  • DAX.
  • CDAX.
  • MDAX.
  • TecDAX.
  • SDAX.
  • ESTX50.
  • Dow Jones.

Kann man mit wenig Geld Aktien kaufen? ›

Mit einem Sparplan lassen sich Aktien oder auch Fonds schon mit kleinen Beträgen kaufen. Aber Vorsicht: Investieren Sie nur Geld in Aktien oder Fonds, das Sie nicht für laufende Kosten benötigen. Die Geldanlage in Wertpapiere lohnt sich in erster Linie dann, wenn Sie langfristig investieren.

Kann ich mit Aktien Millionär werden? ›

Die Renditeanforderungen werden durch ein größeres Vermögen geringer. Das heißt: Der Pfad ist planbarer und mit einfacheren Investitionen zu erreichen. Mit Aktien Millionär zu werden ist auf so vielen Arten denkbar. Theoretisch könnten wir sogar ein Vermögen von 999.000 Euro besitzen.

Was passiert wenn keiner mehr Aktien kauft? ›

Es gilt die Börsenordnung der FWB. Wie lange eine Aktie vom Handel ausgesetzt wird, ist von Fall zu Fall verschieden. In der Regel wird die Notierung für eine Stunde ausgesetzt. In Ausnahmefällen auch länger.

Wann ist eine Aktie nichts mehr Wert? ›

Insolvenz: Bei einer Insolvenz ist das Unternehmen zahlungsunfähig und kann seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Das hat zur Folge, dass der Wert seiner Aktien auf Null fällt.

Welche Aktien sind derzeit unterbewertet? ›

Alle Aktien finden Sie im Aktienfinder
AktieKursFairer Wert CashFlow
Odakyu Electric Railway JP3196000008 | 900710.57 EUR-10.7 %
HDFC Bank ADR US40415F1012 | HDB51.50 EUR
Schroders GB00BP9LHF23 | SDR4.32 EUR0.7 %
Chubb Limited CH0044328745 | CB236.96 EUR-9.3 %
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Kann eine Aktie bis auf Null fallen? ›

Denn das ist ein Indiz dafür, dass das Unternehmen, welches die Aktie ausgibt, in finanziellen Schwierigkeiten stecken könnte. Und wenn der Aktienkurs nun tatsächlich auf 0 Euro fällt? Einen solchen Fall gibt es höchst selten, denn selbst insolvente Unternehmen müssen nicht völlig wertlos sein.

Was passiert wenn man ein Delisting Angebot nicht annimmt? ›

Aber Vorsicht: „Wer das Angebot nicht annimmt, wird zu einem Aktionär einer nicht mehr börsennotierten Gesellschaft“, warnt die DSW. Er muss damit rechnen, dass er seine Aktien später kaum verkaufen kann, weil sie nur wenig gehandelt werden.

Kann ein Depot ins Minus gehen? ›

Am Kapitalmarkt sind Kursschwankungen normal. Deshalb kann es immer mal wieder passieren, dass das Depot ins Minus rutscht. Ein Grund, nervös zu werden, ist das nicht – zumindest dann nicht, wenn Sie gut gestreut und langfristig Ihr Geld anlegen.

Was ist die sicherste Aktie der Welt? ›

Liste der besten Langfrist-Aktien
Aktie für die EwigkeitMarket Cap in Mrd.Kurs
International Flavors & Fragrances Inc.24,8397,18
Thermo Fisher Scientific Inc.218,97593,03
Abbott Laboratories182,56104,74
HDFC Bank Ltd ADR141,9955,50
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Was sind Merkmale von Pennystocks? ›

Pennystocks bzw. Unternehmen, die als solche gehandelt werden, haben in den meisten Fällen eine ziemlich geringe Marktkapitalisierung, die von wenigen 100.000 EUR bis wenigen Millionen EUR reicht. Aufgrund der geringen Größe und der Unbekanntheit der Aktien gelten Pennystocks als sehr illiquide.

Wie mit Pennystocks handeln? ›

Wie Sie Pennystocks handeln können
  1. Eröffnen Sie ein Live-CFD-Handelskonto. ...
  2. Recherchieren Sie, um die richtigen Aktien-CFDs für Sie zu finden. ...
  3. Entscheiden Sie, ob Sie kaufen oder verkaufen möchten. ...
  4. Managen Sie Ihr Risiko. ...
  5. Bestimmen Sie Ihre Positionsgröße und platzieren Sie den Trade.

Wie viel Geld kann man mit Aktien im Monat verdienen? ›

Ob du monatlich mit Aktien Geld verdienen kannst, hängt davon ab, welche Aktien du kaufen möchtest und wie lange du diese Aktien halten willst. Bist du eher dem Traden zugeneigt, hast du die Chance, bei kurzfristigen Kursveränderungen Gewinne zu erzielen und so unter Umständen monatlich mit Aktien Geld zu verdienen.

Kann man als Anfänger mit Aktien Geld verdienen? ›

Wer mit Aktien spekuliert und zwar mit viel Risiko, der kann hin und wieder viel Geld damit verdienen. In der Regel aber sieht es so aus, dass mit riskanten Aktienkäufen die meisten doch sehr viel Geld in kurzer Zeit verlieren. Deshalb sind solche Aktien gerade für Anfänger nicht zu empfehlen.

Wie viel Geld kann man durch Aktien verdienen? ›

Eine langfristige Rendite von durchschnittlich 5% pro Jahr ist durchaus realistisch. Allerdings ist dies nur ein Durchschnittswert. Selbst wenn man breit gestreut in Aktien investiert, ist ein Verlust von 60% in einem Jahr oder ein Gewinn von 50% in einem anderen Jahr durchaus realistisch.

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