Bitcoin-ETF: Wie stark wird der Kurs nach einer Genehmigung steigen? (2024)

Beim Bitcoin geht es seit einiger Zeit wieder steil bergauf. Am vergangenen Dienstag stieg die Digitalwährung erstmals seit April 2022 wieder über die Marke von 45000 US-Dollar, in den vergangenen 12 Monaten hat sie damit eine Performance von rund 160 Prozent hingelegt.

Angetrieben wird diese Entwicklung unter anderem von einer erwarteten Entscheidung der US-Börsenaufsicht SEC. Diese prüft zurzeit einen neuen börsengehandelten Fonds (ETF), mit dem direkt in den Bitcoin investiert werden kann. Erhält der Fonds eine Genehmigung, wäre es der erste auf Bitcoin lautende Spot-ETF. Bis Mittwoch hat die SEC Zeit, darüber zu entscheiden.

Warum erhält der Bitcoin-ETF so viel Aufmerksamkeit? Und worauf sollten sich Anleger einstellen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist neu am Bitcoin-ETF?

Die SEC hat bereits früher einige Futures-Bitcoin-ETF zugelassen. Diese basieren aber auf Bitcoin-Terminkontrakten, also Hebelprodukten, die Bitcoin-Preise nachbilden. Ihr Wert leitet sich indirekt von diesen Kontrakten ab und kann somit von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden.

Spot-Bitcoin-ETF dagegen beruhen auf den aktuellen Preisen, kaufen und verkaufen hingegen tatsächlich Bitcoins, was es Anlegern ermöglicht, damit zu spekulieren, ohne selbst die technischen Herausforderungen eines Bitcoin-Wallets oder der Sicherung der Zugangsschlüssel bewältigen zu müssen. Stattdessen können sie problemlos jederzeit ETF-Anteile kaufen oder verkaufen. Bitcoin-ETF senken die Zugangshürden für zahlreiche Anleger, die Kryptowährung wird an den grössten Börsen der Welt handelbar.

Bitcoin-ETF eröffnen neu auch institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Vermögensverwaltern die Option, in digitale Vermögenswerte zu investieren. Das war bisher aus regulatorischen Gründen nicht möglich.

Etliche namhafte Vermögensverwalter wie Blackrock, Invesco oder Wisdom Tree haben Anträge auf die Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds gestellt. Bisher hat die SEC alle Anträge wegen des Risikos möglicher Marktmanipulationen abgelehnt. Nun haben mit dem Zulassungsprozess vertraute Informanten gegenüber dem Krypto-Portal «Coindesk» erklärt, dass man sehr zuversichtlich sei, was die Genehmigung angehe.

Wann wird über den Schritt entschieden?

Ein genaues Datum wurde nicht bekanntgegeben. Allerdings ergibt sich der Termin aus einem Antrag des Krypto-Unternehmens 21 Shares. Bis zum 10.Januar hat die Börsenaufsicht Zeit, über diesen zu entscheiden.

Viele Experten gehen davon aus, dass die Aufsichtsbehörde dann über die Ansuchen von mehreren Antragstellern simultan entscheidet. Ein Informant hat gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, dass die Abstimmung im für die Zulassung zuständigen SEC-Gremium tatsächlich am 10.Januar stattfinden werde.

Wie wird sich der ETF auf den Bitcoin-Preis auswirken?

Spekulationen über die Zulassung des Fonds treiben den Kurs des Bitcoins bereits seit Mitte Oktober an. Seither ging es um rund zwei Drittel nach oben. Langfristig, so die Meinung der meisten Finanzexperten, werden die Investitionen in den Bitcoin enorm zunehmen, Schätzungen gehen von 10 bis 25 Milliarden Dollar im ersten Jahr aus.

Manche Analytiker glauben sogar, dass die Zulassung zu einer Bitcoin-Liquiditäts-Krise führen könnte. Im Oktober sind die Bestände an den Krypto-Börsen auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Viele Besitzer bewahren ihre Bitcoins zurzeit lieber in persönlichen Wallets auf, da ihr Vertrauen in die Börsen nach den Turbulenzen des letzten Jahres stark geschwunden ist. ETF-Anbieter sind aber verpflichtet, für jede Investition tatsächlich Bitcoins für den eingezahlten Betrag zu erwerben. Die steigende Nachfrage dürfte den Preis darum deutlich in die Höhe treiben.

In Krypto-Kreisen wird gerne auf das Beispiel des ersten Gold-ETF verwiesen, dem SPDR Gold Shares ETF (GLD) von State Street. Dieser debütierte vor zwanzig Jahren, wobei er in den ersten vier Wochen inflationsbereinigt rund 2 Milliarden Dollar ansammelte. Dieser Betrag erhöhte sich bis zum Ende des ersten Jahres auf knapp 5 Milliarden Dollar. Derzeit steht hinter dem GLD ein Gesamtvermögen von 60 Milliarden.

Was sind die Risiken?

Auch mit der Einführung eines ETF bleibt die Marktvolatilität der Kryptowährungen gross. Bitcoins generieren kein Einkommen, der Anlagewert von Spot-Bitcoin-ETF ergibt sich hauptsächlich aus der Wertsteigerung (oder dem Wertverlust) des Bitcoin-Kurses. Gleichzeitig können ETF auch zu stabileren Preisen beitragen, da sie die Anzahl der Käufer und Verkäufer von Kryptowährungen erhöhen.

Ein weiteres Risiko stellt der fehlende Rechtsrahmen zum Schutz der Anleger dar. Es besteht bis heute keine rechtliche Klarheit darüber, wie Risiken wie Betrug, Manipulation und Vermögensverlust behandelt werden sollen. Künftige Vorschriften könnten die Performance von Bitcoin-ETF beeinflussen. So könnten beispielsweise Änderungen der Steuergesetze Kryptowährungen für Investitionszwecke weniger attraktiv machen.

Gleichzeitig dürfte die Anzahl der Coins, die Spot-Bitcoin-ETF halten müssten, um rentabel zu sein, sie zu attraktiven Zielen für Cyberkriminelle machen. Bitcoin und andere Kryptowährungen beruhen auf digitalen Schlüsseln und internetbasierter Speicherung und Übertragung. Erfolgreiche grössere Sicherheitsverletzungen bei Bitcoin-Spot-ETF könnten zum Diebstahl von Tausenden oder sogar Millionen von Bitcoins führen. Anders als Bargeld in einer Bank können gestohlene Bitcoins schnell und anonym transferiert werden und sind sehr schwer zurückzuholen.

Warum sind Bitcoin-ETF unter Krypto-Fans umstritten?

Ob Bitcoin-ETF eine positive Sache sind, ist unter den Anhängern der Digitalwährung umstritten. Edward Snowden etwa sieht in dem Umstand, dass traditionelle Finanzunternehmen Bitcoin-Produkte auf den Markt bringen wollen, eine Schwächung der Grundidee und des emanzipatorischen Potenzials der Kryptowährung. Für den Bitcoin bedeute das «eine Form der Unterordnung, eine Art Unterwerfung – und einen Prozess der Zähmung», sagte Snowden im Oktober auf der Bitcoin-Messe in Amsterdam.

Andere Krypto-Befürworter halten die Genehmigung für einen notwendigen Schritt, um den Bitcoin aus seinem Nischendasein herauszuführen. Behördliche Akzeptanz und Regulierung tragen laut ihrer Ansicht dazu bei, dass die Kryptowährung auch von traditionellen Finanzinstituten als legitimes Instrument betrachtet werde und als normales Anlage- und Zahlungsmittel fungieren könne.