SNB: Bitcoin als Zentralbankreserve trotz Machbarkeit abgelehnt (2024)

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lehnt die Verwendung des Bitcoin als Zentralbankreserve vorerst ab. Gleichzeitig weist man auf eine technische Machbarkeit hin. Zuvor hatten mehrere Dutzend Aktionäre eine Hinterlegung von BTC gefordert.

Aktionäre fordern Bitcoin-Kauf durch SNB

Im März forderten rund dreissig Aktionäre der Schweizerischen Nationalbank eine Involvierung im Thema Kryptowährungen seitens derselben. Doch die SNB sollte sich nicht einfach mit der Idee beschäftigen – sie sollte selbst zum Investor werden.

Die Forderung ist klipp und klar. Sie lautet: die SNB soll Bitcoin kaufen. Zu den Unterstützern des Gedankens gehört auch Luzius Meisser, Präsident des Verwaltungsrates des Finanzdienstleisters Bitcoin Suisse.

Ein Erwerb der ältesten Kryptowährung sei gerade für ein Land wie die Schweiz nur schlüssig, legte Meisser dar. Die aktuelle Situation verlange das Handeln der SNB. Meisser weist vor allem auf zwei Tatsachen hin:

Den Krieg in der Ukraine, der auf Probleme von Fiatwährungen aufmerksam macht, sowie auf den negativen Realzins der EU- und US-Währung.

Lesetipp: SNB dabei – Zentralbanken bilden eine Arbeitsgruppe für digitale Währungen

Warum ist BTC als schweizerische Zentralbankreserve interessant?

Der Bitcoin wird von keiner zentralen Instanz gesteuert und ist keinem Staat untergeben.

Wir sind überzeugt, dass eine Allokation von Bitcoins nicht bloss eine Spielerei wäre, sondern einen massgeblichen Beitrag zur langfristigen Stärkung der Stabilität des Schweizer Frankens und zur Wahrung der Unabhängigkeit der Nationalbank leisten könnte.

Schrieben Meisser und Fabio Andreotti in einem offenen Brief an die SNB. In einem Artikel des Schweizer Monat konkretisierten sie ihre Gedanken. So weise der Ukrainekrieg auf wesentliche Probleme hin, welche durch die Nutzung von Fiatwährungen entstehen – eben auch für eine Zentralbank wie die SNB.

Damit deuten sie hauptsächlich auf die Wirtschaftssanktionen, welche Russland in Folge der Kriegserklärung trafen. Diese gehen hauptsächlich von EU- und NATO-Staaten aus und hatten auch einen Ausschluss Russlands aus dem Zahlungsverkehr des SWIFT-Netzwerks zum Ergebnis.

Doch dabei blieb es nicht. Auch weitere Zahlungsnetzwerke wie Visa und Mastercard ergriffen Massnahmen, welche Bewohner Russlands oder Personen russischer Nationalität in ihrer finanziellen Freiheit einschränkten.

Es gelang sogar, Gelder der betroffenen Personengruppen einzufrieren. Für Meisser und Andreotti ein riesiges Warnsignal.

Die Massnahmen machten deutlich, dass jede Zentralbank, die über grosse Fremdwährungsreserven verfügt, politisch von den jeweiligen Emittenten abhängig ist.

Würden ähnliche Sanktionen gegen die Schweiz ergriffen, würde die SNB von einem gewaltigen Schlag getroffen – insbesondere im Hinblick auf ihre Dollar- und Euroreserven.

Auf einen Schlag stünden Vermögenswerte in der Höhe des gesamten Schweizer Bruttoinlandsprodukts nicht mehr zur Verfügung.

Meisser und Andreotti machen auf vergangene Diskrepanzen aufmerksam – etwa die Aberkennung der Schweizer Börsenäquivalenz durch die EU.

Bitcoin fördert Neutralität der Schweiz

Um sich vor dieser Gefahr zu schützen, bräuchte es also ein freies Geld. Bitcoin ist diese Alternative. Als neutrale Währung, über die ein extrem diverses Netzwerk bestimmt, sei er für die Nutzung durch die Schweiz prädestiniert.

Schliesslich ist die Schweiz seit dem Wiener Kongress ein neutraler Staat und dieses Attribut könne man durch den Bitcoin stärken. Dank der Neutralität der Kryptowährung steigt die Unabhängigkeit der Schweiz von anderen Staaten und Finanzsystemen.

Die US-Dollar- und Euro-Devisenreserven machen bei der SNB mit jeweils 39 und 38 Prozent den grössten Anteil aus. Kleinere Positionen des japanischen Yen, des britischen Pfund, des kanadischen Dollars und weiterer Währungen sind vertreten.

SNB: Bitcoin als Zentralbankreserve trotz Machbarkeit abgelehnt (1)

Um die Neutralität der Schweiz nachhaltig wahren zu können, dürfe man sich eben nicht vom guten Willen anderer Länder abhängig machen – so der Tenor seitens Meisser und Andreotti. Durch die aktuellen Reserven sei die Abhängigkeit allerdings enorm.

Das Einfrieren von Bitcoin kann nicht gelingen und dabei ist es egal, wie gross der Unmut einer bestimmten zentralen Instanz ist – etwa eines Staates. Diesen Vorteil wollen die beiden Verfasser des offenen Briefes ausnutzen.

Inflation und Negativzins fressen Schweizer Reserven auf

Kryptowährungen wie der Bitcoin haben auch weitere Vorteile. Für eine Inflation ist der Bitcoin beispielsweise nicht anfällig. Eine Maximalversorgung von 21 Millionen ist hier unabänderliches Gesetz.

SNB: Bitcoin als Zentralbankreserve trotz Machbarkeit abgelehnt (2)

Anders als in der Schweiz nimmt die Inflation in den USA und der EU inzwischen extreme Ausmasse an. Während die Inflation in der Schweiz bei lediglich 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt, sind es in den USA und der EU jeweils 12 und 8,1 Prozent.

Durch einen negativen Realzins verlieren die Reserven der Schweizerischen Nationalbank somit kontinuierlich an Wert.

Als Faustregel könnte die Nationalbank beispielsweise jedes Jahr so viel in Bitcoin umschichten, wie sie auf ihren anderen Währungsreserven über negative Realzinsen verliert.

Schreiben Meisser und Andreotti.

SNB lehnt Bitcoin-Reserve ab

Trotz aller Bitten und Fürsprache erwarb die SNB bisher jedoch keinerlei Bitcoin. Der Grund: Die SNB glaube einfach nicht, dass BTC die nötigen Anforderungen erfüllt. Laut eines Berichts von Finanzen.ch verlautbart das SNB-Chef Thomas Jordan.

Zugleich weist Jordan auf eine technische Machbarkeit hin. Sobald sich die bisherige Ansicht ändert, könne man schnell handeln.

Wir können die technischen und operativen Bedingungen relativ schnell schaffen, wenn wir davon überzeugt sind, dass wir Bitcoin in unserer Bilanz haben müssen.

Wie Meisser der Netzwoche berichtet, ist genau das sein Ziel gewesen.

Genau genommen regen wir nicht das Halten von Bitcoin durch die Nationalbank an, sondern die Erstellung der operativen Bereitschaft dazu.

Das Ziel konnte man offensichtlich erreichen. Laut Jordan ist ein direkter Kauf von Bitcoin oder ein Erwerb von auf BTC bauenden Investmentprodukten für die SNB möglich.

SNB: Bitcoin als Zentralbankreserve trotz Machbarkeit abgelehnt (2024)

FAQs

Ist Bitcoin legal in der Schweiz? ›

In der Schweiz ist der Handel, Besitz und Mining von Kryptowährungen legal und die steuerliche Behandlung ist von der eidgenössischen Steuerverwaltung geregelt.

Wird der Bitcoin wieder steigen? ›

Basierend auf den Preisschwankungen von Bitcoin zu Beginn des Jahres 2022, erwarten Krypto-Experten den durchschnittlichen BTC Kurs von $$68,226.50 in April 2024. Der Minimal- und Maximalpreis kann bei $$64,064 bzw. bei $$72,389 erwartet werden.

Welche Kryptowährung für die Zukunft? ›

ApeCoin ist eine der neuesten Kryptowährungen 2022, welche erst seit März 2022 handelbar ist. Die Kryptowährung mit Zukunft basiert auf dem Bored Ape Yacht Club, eines der populärsten und teuersten NFT Projekte weltweit. Entsprechend viel Potential wird diesem neuen Coin zugetraut.

Wie funktioniert das mit dem Bitcoin? ›

Tatsächlich ist der Kern des Bitcoins ein Zahlungssystem. Wer Bitcoin kauft, kann diese in Sekundenschnelle um die Welt senden. Jede Transaktion wird in der sogenannten Blockchain für immer verschlüsselt gespeichert. Die Anzahl handelbarer Bitcoin bleibt auf 21 Millionen Stück begrenzt, Inflation ausgeschlossen.

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