Net Cash Flow: Wie berechnet man ihn? (2024)

Der Cashflow eines Unternehmens gilt als sehr aussagekräftig. So kann man einen Eindruck darüber gewinnen, wie viel Überschuss ein Unternehmen innerhalb einer Periode erwirtschaftet. Dabei werden ausschließlich die tatsächlichen Geldflüsse des Unternehmens betrachtet. Doch beim Cashflow selbst gibt es verschiedene Definitionen. So wird beispielsweise in der Praxis häufig der sog. Netto Cashflow bzw. Net Cash Flow betrachtet.

Was hat es damit auf sich? Wie wird der Netto-Cashflow berechnet? Und warum ist allgemein gerade der Cashflow so aussagekräftig? Hier ein kleiner Einblick.

Warum Cashflow-Berechnungen so wichtig sind

Unternehmen sind dringend auf ausreichende liquide Mittel angewiesen. Nur so kann langfristig gewährleistet werden, dass die Verbindlichkeiten erfüllt und in Wachstum investiert werden kann. Doch nicht wenige Unternehmen sind in ernsten Liquiditätsschwierigkeiten – ohne es rechtzeitig wahrzunehmen.

Net Cash Flow: Wie berechnet man ihn? (1)

Mit einem professionellen Liquiditätsmanagement können die Geldflüsse im Unternehmen analysiert und geplant werden. So können mögliche Fehlentwicklungen identifiziert werden. Wenn frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, können Unternehmenskrisen vermieden werden – bevor sie überhaupt entstehen. Das oberste Gebot muss dabei lauten: Das Unternehmen muss zahlungsfähig sein und bleiben. Im Idealfall wird jedoch so viel erwirtschaftet, dass auch Mittel vorhanden sind, Investitionen zu tätigen oder auch das Geschäftsmodell zu mehr Wachstum zu führen.

Die Berechnung von Cashflow-Kennzahlen gehört zu einer wichtigen Aufgabe des Liquiditätsmanagements. So kann noch genauer untersucht werden, ob die Zahlungsströme Anlass zur Sorge geben. Der Net Cash Flow ist dabei eine Kennzahl, die sich in der Praxis bewährt hat.

Net Cash Flow: Wie berechnet man ihn? (2)

Net Cash Flow: Definition

Der Net Cash Flow oder auch Netto Cashflow ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl. Mit dieser Kennzahl kann eine Aussage darüber getroffen werden, wie es um die Innenfinanzierungskraft des Unternehmens steht. Berechnet wird der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit. Allerdings wird der sog. Brutto-Cashflow um weitere Auszahlungen bereinigt. Das Unternehmen kann damit also ermitteln, welche liquiden Mittel vorhanden sind.

Der Net Cash Flow ist nicht zu verwechseln mit dem Gewinn (bzw. Verlust) eines Unternehmens. Bei der Ermittlung des Gewinns können viele bilanzpolitische Maßnahmen ergriffen werden. So können beispielsweise Abschreibungen vorgenommen werden. Die Abschreibungen mindern den Gewinn – doch tatsächlich lagen hier keine zahlungswirksamen Vorgänge vor.

Bei der Berechnung des Net Cash Flows bleiben Abschreibungen daher außen vor. Cashflow-Berechnungen gelten deshalb für die Beurteilung der Liquiditätssituation als wesentlich aussagekräftiger. Der bilanzielle Gewinn basiert auf einer anderen Betrachtungsweise.

Wenn ein Cashflow betrachtet wird, dann geht es um die zahlungswirksamen Vorgänge. Das gilt auch für den Net Cash Flow: Im Fokus stehen die Geldflüsse des Unternehmens – also die Einzahlungen und Auszahlungen einer bestimmten Periode. Für die Berechnung selbst gibt es unterschiedliche Verfahren:

Net Cash Flow: Berechnung

Der Net Cash Flow kann entweder nach der direkten oder indirekten Methode berechnet werden. Bei der direkten Methode werden die Einzahlungen und Auszahlungen einander gegenübergestellt. Die Formel lautet also:

Einzahlungen – Auszahlungen = Net Cash Flow

Die Formel klingt nun zunächst sehr simpel. Doch in der praktischen Umsetzung ist es nicht allzu einfach, sämtliche Ein- und Auszahlungen aufzuführen. Als einfacher gilt deshalb häufig die indirekte Methode. Hier wird der Jahresüberschuss (bzw. Jahresfehlbetrag) um zahlungsunwirksame Erträge und Aufwendungen bereinigt. Der Vorteil: Sämtliche Daten können aus der Gewinn- und Verlustrechnung bzw. der Bilanz entnommen werden.

Im Hinblick auf den Operativen Cashflow kommt beispielsweise folgende Ermittlung in Betracht:

Jahresüberschuss / Jahresfehlbetragplus nicht zahlungswirksame Aufwendungen (z.B. Abschreibungen)minus nicht zahlungswirksame Erträge (z.B. Zuschreibungen)plus / minus Zunahme/Abnahme langfristiger Rückstellungen= Brutto Cashflow

Bei der Ermittlung des Netto- Cashflows wird der Brutto Cashflow um Steuerzahlungen, Finanzierungskosten, Rücklagenveränderungen bereinigt. Also ggf. wie folgt:

Brutto-Cashflowabzgl. Steuerzahlungabzgl. Privatentnahmenzzgl. Rücklagenbildung= Netto Cashflow

Übrigens: Im Englischen spricht man hier auch vom Net Cash Flow From Operating Activities.

Der Netto Cashflow zeigt also, wie viel Geld vom Unternehmen erwirtschaftet wurde. Wenn der Cashflow steigt, hat das Unternehmen mehr Mittel zur Innenfinanzierung zur Verfügung. Es muss also weniger Kredite aufnehmen und kann aus eigener Kraft Wachstum finanzieren.

Tipp: Das Liquiditätsmanagement sollte wichtige Cashflow-Kennzahlen fortlaufend überwachen. Nur so behalten Unternehmen den Überblick und können schnell auf neue Entwicklungen reagieren. Neue Technologien können hier eine Liquiditätsanalyse (nahezu) in Echtzeit ermöglichen.

Verschiedene Cashflow-Berechnungen in der Praxis

In der Praxis kommen unterschiedliche Berechnungen des Cashflows vor. So kann also beispielsweise berechnet werden:

  • Operativer Cashflow (vor/nach Steuern)
  • Cashflow aus Investitionstätigkeit
  • Free Cashflow (oder auch Freier Cashflow genannt)
  • Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Lesen Sie hier zu auch: Cashflow: Definition, Berechnung und Interpretation.

Der berechnete Cashflow kann übrigens auch häufig genutzt werden, um weitere Kennzahlen zu berechnen. Infrage kommt beispielsweise:

  • Cashflow-Marge
  • Verschuldungsfaktor
  • Zinsdeckungsfaktor

Tipp: Mehr zum Thema Kennzahlen finden Sie hier.

Free Net Cash Flow und Net Cash Flow abgrenzen

Der Net Cash Flow sollte nicht mit dem sog. Free Net Cash Flow (oder auch Free Netto Cashflow) verwechselt werden – auch wenn das auf den ersten Blick ähnlich klingt. Der Free Cashflow gibt Aufschluss darüber, wie viele finanzielle Mittel in der jeweiligen Abrechnungsperiode allen Kapitalgebern – Eigentümern sowie Kreditgebern – frei zur Verfügung stehen. Doch beim Free Cashflow kann noch eine Unterscheidung vorgenommen werden in

  • Brutto Free-Cashflow und
  • Netto Free-Cashflow

Mit dem Brutto Free Cashflow werden die Mittel berechnet, die sowohl für Zahlungen an Eigenkapital- als auch Fremdkapitalgeber benötigt werden. Das können also beispielsweise Dividendenzahlungen an Eigenkapitalgeber sein oder auch Tilgungsleistungen an eine Bank. Der Netto Free Cashflow hingegen berechnet lediglich die Mittel für Zahlungen an die Eigenkapitalgeber.

Allerdings ist es auch nicht so, dass der Net Cash Flow überhaupt nichts mit dem Free Net Cash Flow zu tun hat: Der Net Cash Flow ist eine wichtige Berechnungsausgangsbasis.

Tipp: Mehr zum Thema Free Cash Flow finden Sie übrigens hier.

Fazit: Cashflow-Berechnungen sind wichtig

Cashflow-Berechnungen sind von großer Bedeutung. Das gilt sowohl für Unternehmen als auch potenzielle Investoren. Aktuell sind beispielsweise viele Firmen unter erheblichen Druck gekommen, was ihre liquiden Mittel angeht. Der Grund ist simpel: Die Kostensteigerungen, vor allem aufgrund der Energiepreise, belasten viele Unternehmen. Wenn also hohe Auszahlungen erforderlich sind, jedoch nicht im gleichen Maß hohe Einzahlungen festgestellt werden können, dann sorgt dies für eine angespannte Situation beim Cashflow.

Im Liquiditätsmanagement müssen dann die Alarmglocken schrillen. Wenn die liquiden Mittel immer weniger werden, dann kann dies ein erstes Anzeichen für eine Unternehmenskrise sein. Die Existenz des Unternehmens muss gesichert werden – und daher darf die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens nicht gefährdet werden.

Zeigen also die Cashflow-Berechnungen, dass gerade im laufenden Geschäft immer mehr Gelder abfließen, dann sollten Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört zunächst die Ursachenforschung:

  • Wo entstehen die hohen Ausgaben?
  • Gibt es saisonale Besonderheiten?
  • Stehen vielleicht noch Einzahlungen aus (z.B. durch überfällige offene Forderungen)?

Im nächsten Schritt sollten Maßnahmen identifiziert werden, die einerseits zu einer Steigerung der Einzahlungen und/oder einer Verringerung der Auszahlungen führen, zum Beispiel:

  • Forderungsmanagement: Wie können offene Forderungen schneller eingetrieben werden?
  • Preisanpassung: Müssen aufgrund der Kostensteigerungen Preise erhöht werden? Doch hier sollten Unternehmen auch die Marktentwicklungen und Kundenakzeptanz analysieren: Welche Preisanpassungen nehmen Wettbewerber vor? Können die Preise erhöht werden, ohne dass die Marktposition gefährdet wird?
  • Kosteinsparungen: Können Kosten eingespart werden (zum Beispiel in der Gebäudetechnik durch den Austausch der Leuchtmittel).
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