Kollaps der Silicon Valley Bank: Was deutsche Sparer daraus lernen können (2024)

Mit der Pleite der Silicon Valley Bank treffen wir auf eine Bankeninsolvenz, die weitere ähnliche Fälle nach sich ziehen könnte – und vor allem zu Nervosität an den Märkten führt. Denn das Verschwinden der Silicon Valley Bank stellt den größten Zusammenbruch einer US-Bank seit der Lehman-Pleite 2008 dar, also durchaus eine ernst zu nehmende Verwerfung im Bankwesen.

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Inhaltsverzeichnis

  • Warum kam es zu den Zahlungsproblemen der Silicon Valley Bank?
  • Hat das auch Auswirkungen auf deutsche Startups und Unternehmen?
  • Was passiert mit dem Geld der Kund:innen der Silicon Valley Bank?
  • Was kann man aus der Geschichte lernen? Kann man so etwas verhindern?
  • Bis zu welchen Beträgen springen Sicherungsfonds ein?
  • Könnte all das zu größeren Verwerfungen in der Bankenwelt führen?

Bezüglich der Silicon Valley Bank sieht es danach aus, dass die Kund:innen wohl mit einem blauen Auge davongekommen sind, doch das gibt keinen Grund zur Entwarnung. Denn aus dem Fall lässt sich einiges lernen. Doch immerhin haben die Bankensysteme der jeweiligen Länder aus ähnlichen Fällen der Vergangenheit gelernt und umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um Kettenreaktionen zu verhindern.

Warum kam es zu den Zahlungsproblemen der Silicon Valley Bank?

Wie so oft lässt sich das nicht auf einen einzelnen Grund reduzieren. Ein wichtiger Grund war sicherlich die angespannte wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen und Startups der Digitalwirtschaft, die jetzt dazu führte, dass einige Startups ihre Kredite nicht mehr fristgerecht zurückzahlen konnten und gleichzeitig Unternehmen an ihre Einlagen wollten. Auch von einem erhöhten Cash-Burn der Startups ist die Rede. Will sagen: Viele Startups verbrennen derzeit mehr Geld als geplant.

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Hinzu kommt ein weiteres spezielles Problem dieser Bank: Sie investierte das reichlich zugeflossene Geld in lange laufende Staatsanleihen und Hypotheken zu hohen Kursen – und muss jetzt Anleihen zu ungünstigen Kursen verkaufen, was sie doppelt hart trifft.

Als dann noch ein Finanzanalyst von dem „Lehman-Moment für die Startup-Welt“ sprach, führte das zu dem zu erwartenden (digitalen) Bankansturm und dem Abziehen sämtlicher Gelder durch die Unternehmen, was (ebenfalls erwartungsgemäß) alles nur noch schlimmer machte und macht.

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Hat das auch Auswirkungen auf deutsche Startups und Unternehmen?

Ja, ganz unmittelbar – denn auch in Europa hat die Silicon Valley Bank einige Unternehmenskunden, in Deutschland sitzen rund zehn Prozent der 3.600 Unternehmen, die in Europa mit der Bank eine Geschäftsbeziehung pflegen. Die deutsche Bankenaufsicht (Bafin) hat jetzt der deutschen Niederlassung der SVB die Lizenz entzogen und „aufgrund der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen“, wie es heißt. Die Frankfurter Niederlassung (13 Mitarbeitende) vergab allerdings ohnehin nur Kredite an Unternehmen, durfte hingegen keine Einlagen verwalten – und ist somit keine Gefahr für das Bankensystem in Deutschland und darüber hinaus. Das Einlagengeschäft lief über die US-Muttergesellschaft.

Davon abgesehen dürften viele Startups aktuell auf Fragen von Geschäftspartner:innen und Kund:innen treffen, ob ihre Finanzierung über die SVB lief oder läuft. Und da die Silicon Valley Bank mit zahlreichen Venture-Capital-Fonds in der US-Startup-Welt zusammenarbeitet, ließ sich auch nicht genau abschätzen, welche Auswirkungen all das für den Cashflow der Branche hat.

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Was passiert mit dem Geld der Kund:innen der Silicon Valley Bank?

In den letzten Tagen war das Institut geschlossen und die Kund:innen, die nicht rechtzeitig das Geld auf andere Konten umgeleitet hatten (was das Problem natürlich für die Bank noch verschlimmert hatte), kamen nicht an ihr Geld. Das bedeutet, sie konnten ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber Mitarbeiter:innen und Geschäftspartner:innen nicht nachkommen. Um zu verhindern, dass dies einige Unternehmen die Existenz kostet oder zumindest bei allen Beteiligten einen Imageverlust nach sich zieht, haben alle Beteiligten eine schnelle Lösung gesucht.

Immerhin hat die US-Einlagensicherung zugesagt, dass jede:r Kund:in am heutigen Montag nicht nur auf die dem Einlagensicherungsfonds unterliegenden 250.000 US-Dollar Zugriff erhalten wird, sondern man auch für die darüber hinausgehenden Einlagen eine Lösung gefunden habe. Dazu wurde die Bank als systemrelevant eingestuft, was den Regulator:innen erlaubt, Garantien für die unbesicherten Einlagen der Kund:innen abzugeben.

Dennoch wird die US-Regierung nicht auf Steuerzahler:innenkosten die Bank (sowie die ebenfalls ins Straucheln geratene Signature Bank) retten. Die US-Notenbank und das Finanzministerium stellen Notkredite in Aussicht, um die Nachfrage nach Bankabhebungen zu befriedigen und so einen Ansturm auf andere Banken zu verhindern. Zudem engagieren sich auch einige Unternehmen und Venture-Capital-Investor:innen mit Stützungen für die Gelder der Bank. Auch die Kund:innen der in New York ansässigen Signature Bank sollen in vollem Umfang entschädigt werden.

Was kann man aus der Geschichte lernen? Kann man so etwas verhindern?

Lernen lässt sich als Startup oder Unternehmen (aber auch als Privathaushalt) aus der Geschichte einiges: Es ist entgegen aller Loyalität einem Unternehmen oder Bankhaus gegenüber sinnvoll, sein Geld an mehreren Stellen zu haben, um im Ernstfall liquide zu bleiben. Gerade für ein Unternehmen bietet sich die Kombination einer Bank vor Ort mit entsprechenden Ansprechpartner:innen und mindestens zwei weiterer Banken, gegebenenfalls mit guten Konditionen bei internationalen Transaktionen, an. Und auch Privatpersonen sollten ihr Tagesgeld bei einem anderen Institut haben als die möglicherweise ein bis zwei Girokonten oder das Depot.

Denn – und damit kommen wir zum zweiten Teil der Frage – auch in Zukunft werden wir auf Banken treffen, die kurzfristig oder nachhaltig zahlungsunfähig sein können. Selbst wenn dann ein entsprechender Sicherungsfonds die Schäden der Kund:innen übernimmt, bedeutet das für einige Tage Liquiditätsprobleme, unbequeme Fragen der Kund:innen und Kooperationspartner:innen und womöglich ein Imageproblem. Im Fall der SVB hat etwa die Plattform Etsy am Freitag ihre Händler:innen darauf hingewiesen, dass es zu geringfügigen Verzögerungen bei der Auszahlung der Gelder kommen könne.

Bis zu welchen Beträgen springen Sicherungsfonds ein?

Was Gläubiger:innen im Ernstfall blühen kann und in welcher Höhe Schäden entstehen, kann man pauschal nicht sagen. Denn es gibt Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, in denen eine Bank ansässig ist beziehungsweise woher sie ihre Banklizenz mitbringt. Und es hängt davon ab, ob es sich um Unternehmensgelder oder Einlagen privater Kund:innen handelt.

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Für Deutschland gilt: Einlagen sind mindestens bis 100.000 Euro durch einen Sicherungsfonds der Branche geschützt, wenn es sich um eine Bank nach deutschem Recht und mit hiesiger Lizenz handelt. In den meisten anderen europäischen Ländern ist der Betrag ebenso hoch, auch wenn er in einer anderen Währung (etwa schwedische Kronen) anfällt.

Hierunter fallen aber ohnehin nur die Gelder, die du einer Bank direkt als Tagesgeld oder Festgeld anvertraust, im Falle von Aktien oder gemanagten Fonds oder ETF handelt es sich um Sondervermögen, für das der Emittent (also das Unternehmen oder die ausgebende Gesellschaft) haftet.

Es können aber auch deutlich höhere Haftungssummen (wohlgemerkt nur für die Einlagen) gegeben sein, etwa wenn es sich um Unternehmenseinlagen handelt. In den USA und im vorliegenden Fall liegt die Einlagensicherung bei 250.000 US-Dollar – ein Betrag, der vielen Startups nicht ausreichen dürfte. Man geht davon aus, dass 97 Prozent der Startups mehr als diesen Betrag dort liegen hatten.

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Könnte all das zu größeren Verwerfungen in der Bankenwelt führen?

Auch wenn die ersten Anzeichen nicht darauf hindeuten, dass all das zu einem Dominoeffekt führen könnte, sind die Banken international angespannt. Denn vor allem kleineren Banken könnte es blühen, dass die Kund:innen ihnen nicht mehr vertrauen und die hinterlegten Gelder abziehen – ähnlich wie das dieser Tage in den USA der Fall war.

Es sieht aber so aus, dass zumindest in diesem nicht ganz kleinen Fall die Sicherungsmechanismen funktioniert haben. Dass alle Beteiligten (inklusive der privaten) hier so wohlwollend miteinander interagiert haben, hat aber wohl auch damit zu tun, dass allen bewusst ist, dass es zunächst darum geht, die berühmte Kettenreaktion zu verhindern, die speziell für die Startup-Szene zu einem Erdbeben hätte werden können. Dennoch zeigt auch das Verhalten einzelner Startups, dass niemand im Zweifelsfall der:die letzte Vernünftige bleiben will, der:die dann für die Nervosität der anderen haftet.

Kollaps der Silicon Valley Bank: Was deutsche Sparer daraus lernen können (1)

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Kollaps der Silicon Valley Bank: Was deutsche Sparer daraus lernen können (2024)

FAQs

Why was the Silicon Valley Bank so important? ›

Why was SVB important to the tech sector? SVB provided financing for about half of all U.S. venture-backed technology and healthcare companies. SVB was a preferred bank for the tech sector because they supported startup companies that not all banks would accept due to higher risks.

What was the problem with Silicon Valley Bank? ›

The challenge for Silicon Valley Bank was that 88% of their depositors were high-value depositors that had money above $250,000. So, their insurance protected them for very little of what they had on deposit.

Is Silicon Valley Bank SVB the second largest bank failure in American history? ›

SVB, which catered to technology startups and venture capital firms, had more than $209 billion in assets at the end of 2022, making it the second-biggest bank to fail since the Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) started keeping records in 1934.

What was the Fed response to Silicon Valley Bank? ›

The Fed highlighted four causes of the bank's failure: SVB's board of directors and management failed to manage their risks. Fed supervisors did not fully appreciate the extent of the vulnerabilities as SVB grew in size and complexity.

Did everyone get their money from Silicon Valley Bank? ›

The collapse of Silicon Valley Bank prompted the US government to roll out the biggest rescue package since the 2008 financial crisis. On Sunday, the US Treasury, Federal Reserve, and Federal Deposit Insurance Corporation said in a joint statement that all depositors of SVB would be made whole on Monday.

How is Silicon Valley Bank different from other banks? ›

Target Market: One of the most significant differences between SVB and traditional banks is their target market. While traditional banks serve a broad range of customers, SVB focuses on providing financial services to technology and innovation-driven companies.

Who owns SVB now? ›

Is SVB now a part of First Citizens Bank? Silicon Valley Bank was acquired by First Citizens Bank on March 27, 2023. Silicon Valley Bank is open and operating as a division of First Citizens Bank serving the same investor and innovation economy clients that it has for the past 40 years.

When did Silicon Valley Bank fail? ›

On March 10, 2023, Silicon Valley Bank (SVB) failed after a bank run, marking the third-largest bank failure in United States history and the largest since the 2007–2008 financial crisis. It was one of three bank failures, along with Silvergate Bank and Signature Bank, in March 2023 in the United States.

Could SVB have been avoided? ›

In hindsight, if SVB had been liquidating some of the lost positions all along when interest rates increased and reinvesting in a more balanced portfolio, they would have almost certainly avoided this catastrophic outcome.

What rank is Silicon Valley Bank in the US? ›

In February 2023, Forbes listed the bank as #20 of "America's Best Banks" with a 13.8% return on equity. In March 2023, Moody's Investors Service rated the bank's loan portfolio as conservative and high-performing. The bank's overseas subsidiaries held $13.9 billion in deposits.

What is the biggest bank failure in the world? ›

Here are the seven largest bank failures
Bank nameBank failure dateAssets*
Silicon Valley BankMarch 10, 2023$209 billion**
Signature BankMarch 12, 2023$110 billion**
IndyMac Bank, F.S.B.July 11, 2008$31 billion
Colonial BankAug. 14, 2009$26 billion
3 more rows
May 1, 2023

What is the largest bank to fail in US history? ›

What are the top 3 biggest U.S. bank failures in history?
  1. Washington Mutual (WaMu), Henderson, NV ($309 Billion Assets) ...
  2. First Republic Bank, San Francisco, CA ($229 Billion Assets) ...
  3. Silicon Valley Bank, Santa Clara, CA ($209 Billion Assets)
Aug 15, 2023

Who is at fault for SVB? ›

One, the collapse occurred because SVB's board and management failed in risk management, and the second, it happened because structural failures at the Fed led to ineffective supervision.

Who is responsible for SVB failure? ›

And the culprit in this case was the very institution whose mission is to prevent bank runs and systemic collapse: the Federal Reserve.

Which two banks failed in the US? ›

Two regional US banks, California-based Silicon Valley Bank (SVB) and New York's Signature Bank, have collapsed under the weight of heavy losses on their bond portfolios and a massive run on deposits.

How did Silicon Valley Bank affect the market? ›

12. March 9: The stock for Silicon Valley Bank's holding company, SVB Financial Group, crashed at the market opening. Other major banks also saw their stock prices take a hit. 13 Additionally, more SVB customers began withdrawing their money, for a total attempted withdrawals of $42 billion.

What could have SVB done better? ›

Some banking experts believe that had there been better oversight of SVB's management of their investment portfolio, including regular analysis of their interest rate risks, this would not have happened. 2) Liquidity and Cash Management Planning. Timing was a big issue at play for SVB.

What can we learn from Silicon Valley Bank? ›

Three Lessons Every Business Can Learn from the Silicon Valley Bank Collapse
  • Understand your customer risk. One of the factors that may have led to the SVB collapse was that a large concentration of its customers belonged to one industry: technology. ...
  • Size matters. ...
  • Interest rates can change.
Mar 22, 2023

Why was Silicon Valley Bank founded? ›

Silicon Valley Bank was started in 1983 after being conceived by Bill Biggerstaff and Robert Medearis over a game of poker, according to the bank's own history from 2003. The founders' goal was to provide banking services to tech startups in Silicon Valley. Their first office was in San Jose.

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Author: Kelle Weber

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Name: Kelle Weber

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Job: Hospitality Director

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