Interview Michael Arends, Wealth Management der BNP Paribas (2024)

BNP Paribas ist die größte Bank der Eurozone. Wir haben in Deutschland eine Größe und Markttiefe erreicht, die der einer lokalen Bank gleichkommt. Wir sind in Deutschland fest verankert, und gerade mittelständische Unternehmerfamilien finden bei uns eine starke Übereinstimmung zwischen ihren Bedürfnissen und unserem Angebot – international, innovativ und an langfristigen Geschäftsbeziehungen interessiert.

Auch im Wealth Management?

Arends: Das Wealth Management schließt eine Lücke in unserem Angebot für den deutschen Markt. Wir bieten einen starken europäischen Fokus, was für mittelständische Unternehmer ein wichtiger Markt ist. BNP Paribas ist aus meiner Sicht die optimale Alternative, die man wählen kann. Es gibt nicht viele Banken, die die Reichweite und Tiefe in die anderen europäischen Länder vorweisen können, in denen wir häufig unter den Top 5 der Banken sind. Das wollen wir im Privatbankensegment auch in Deutschland erreichen und ich sehe uns auf einem guten Weg dorthin. Im vergangenen Jahr konnten wir ein Kundenwachstum von 25 Prozent verbuchen.

Im Jahr 2019 hatte BNP Paribas verkündet, bis 2024 150 Mitarbeiter im Wealth Management einzustellen. Wie nahe sind Sie diesem ambitionierten Ziel gekommen?

Arends: Die Betreuungsintensität ist inzwischen eine andere. Wir haben unseren Wachstumskurs insofern korrigiert, dass wir nicht mehr so viele Kundenberater einstellen mussten, sondern uns auf die Betreuung komplexer Vermögen konzentriert haben. Dementsprechend haben wir das Geschäftsmodell adjustiert, hin zu größeren und komplexeren Kunden. Wir haben aktuell 85 Vollzeitbeschäftigte im Wealth Management, sowohl Berater als auch weiteres Personal. Die 150 Beschäftigten waren mal ein Ziel für die Mitarbeiterzahl insgesamt.

Die heute keinen Bestand mehr hat?

Arends: Wir arbeiten konzernintern eng verzahnt mit den anderen Bereichen zusammen, um für unsere Kunden die besten Lösungen zu erarbeiten. Unsere Produktstruktur haben wir den Marktbedingungen angepasst, um den Bedarf unserer Zielgruppe zu decken. So arbeiten beispielsweise mehr Mitarbeitende im Kreditgeschäft, weil sich dieser Bereich besser entwickelt hat. Dafür benötigen wir heute weniger Berater im Wertpapiergeschäft als zu Anfang gedacht. Aber klar ist auch: Wenn wir wieder um 25 Prozent wachsen, werden wir auch mehr Berater einstellen.

BNP Paribas hat kürzlich die regionale Struktur im Wealth Management in Deutschland verändert. Warum?

Arends: Wir sind ursprünglich von einem stärkeren Wachstum ausgegangen, sowohl was Mitarbeitende, aber auch Kunden betrifft. Dementsprechend haben wir die Führungsspanne angepasst und verschlankt, um nicht zu kopflastig zu sein.

Ketzerisch könnte man auch sagen: Sie haben die quantitativen Ziele nicht erreicht. Haben Sie sich mehr erhofft?

Arends: Natürlich erhofft man sich persönlich immer mehr, aber realistisch muss man sich die Marktbedingungen anschauen. Im Wealth Management lagen wir vom Volumen her bis Ende 2022 gut im Plan, ertragstechnisch waren wir etwas dahinter. Im vergangenen Jahr hatten die Zinsen dann drastische Auswirkungen auf die Kunden, dass konnte man so nicht vorhersehen. Und bereits vorher hatte der gesamte Markt mit Corona, Krieg und Lieferkettenproblemen drei Schwierigkeiten zu bewältigen.

„Zu unserem Kundenstamm zählen 20 Prozent der 200 vermögendsten Familien sowie ein erheblicher Teil der 30 größten Milliardärsfamilien der Bundesrepublik“

Aber die Strategie von BNP Paribas Wealth Management steht. Unser Ziel ist es nicht, Pläne zu erfüllen, sondern die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen und strategisch im deutschen Markt die Privatbank wachsen zu lassen. Bei der Vermögensverwaltung spielt Deutschland eine strategische Rolle, dies hat auch unser globaler Chef Vincent Lecomte kürzlich noch einmal in einem Interview betont. Mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 17 Milliarden Euro gehören wir inzwischen zu den Top Ten der Privatbanken in Deutschland, und zu unserem Kundenstamm zählen 20 Prozent der 200 vermögendsten Familien sowie ein erheblicher Teil der 30 größten Milliardärsfamilien der Bundesrepublik.

Im Private Banking hat BNP eine funktionierende Plattform, im Wealth Management haperte es jedoch. Hätte man das anders lösen können?

Arends: Das lässt sich im Nachhinein immer anders beurteilen als vorher, insofern: Ja und Nein. Dass unsere Plattform funktioniert, zeigt unsere Wachstumsstory. Allerdings hätten wir heute technisch, was die Systemintegration angeht, sicherlich andere Lösungen als noch vor einigen Jahren. Wenn ich heute frei wählen könnte, würde ich vielleicht auch gar keine Plattform mit einer eigenen Bankabwicklung dahinter suchen, sondern eher eine Konsolidierungsplattform, und unter diese die einzelnen Elemente stellen.

Wir haben uns bewusst für eine Zwei-Plattform-Strategie entschieden, um im Wealth Management auch Kreditgeschäft oder komplex strukturierte Produkte anbieten zu können. Die bestehende Consors-Plattform ist voll digital und „state of the art“ im Wertpapiergeschäft. Daher fiel diese Entscheidung. Sie ist bestimmt nicht perfekt, aber diese Thematik beschäftigt ja viele Banken.

Warum hat BNP überhaupt die Bereiche Private Banking und Wealth Management getrennt?

Arends: Wir haben im Wealth Management einen anderen Schwerpunkt als die Kollegen aus dem Private Banking. Dort liegt der Fokus auf digital-affinen Zielgruppen, also wertpapierorientierte Anleger, die wir bei der Vermögensverwaltung und mit Vermögensberatung unterstützen. Im Wealth Management liegt unser Schwerpunkt auf Unternehmer und deren Familien, mit meist komplexen Vermögenssituationen. Für die bieten wir individuelle Lösungen und den Zugang zu internationalen Plattformen an.

„Ein Vermögen von 100 Millionen Euro kann ganz einfache Ansprüche haben und ein Vermögen von 10 Millionen Euro dafür sehr komplex sein“

Das heißt auch, dass wir Kunden, die zu uns kommen und ein selbstgesteuertes Depot haben möchten, gerne zu unseren Kollegen auf der Consors-Plattform verweisen. Wir wollen den Kunden einen möglichst breiten Zugang zu unseren Services bieten und nicht nur Vermögensverwaltung und Beratungsgeschäft machen. Sondern wir wollen generell einen Zugang zur BNP Paribas ermöglichen. Ich bin zudem kein Freund der starren betragsorientierten Kundensegmentierung. Ein Vermögen von 100 Millionen Euro kann ganz einfache Ansprüche haben und ein Vermögen von 10 Millionen Euro dafür sehr komplex sein.

Wie läuft es dann eigentlich zwischen den Geschäftsfeldern, wenn es um Gebühren und Einkommen geht? Da fahren Großbanken teils unterschiedliche Kurse.

Arends: Wir haben von Anfang an beschlossen, uns nicht mit internen Verrechnungen und komplexen Modellen zu beschäftigen. Aus meiner Erfahrung funktioniert keines davon. Wichtig ist die Kundensicht, bei uns Pilot View genannt. Dort bilden wir ab, wie viel Geschäft die Bank insgesamt mit einem Kunden macht. Das ist aber keine Basis, wie ich Kundenberater bezahle, sondern eine Betrachtung, wie wichtig der Kunde für uns ist.

Im Wealth Management arbeiten wir ähnlich. Wenn wir Geschäft in eine andere Einheit abgeben, beziehen wir dies in unsere Jahresendbewertung mit ein. Wir preisen institutionelle Margen, die Asset Manager erhalten das Geld und wir schauen auf den Pilot View. Wir haben uns von vielen klassischen Modellen gelöst, so gibt es bei uns im Wealth Management auch keine Einzel-, sondern Teamziele. Dadurch nehmen wir Egoismen raus. Wichtig ist für uns, wie die Bank den Kunden Mehrwerte liefern kann. Dann kommt das Wealth Management früher oder später automatisch hinzu.

Welche Ziele verfolgen Sie für die Zukunft?

Arends: Gemeinsam mit dem Private Banking wollen wir unter die Top 5 im Wealth Management Deutschland kommen. Wobei es dabei nicht so sehr um das reine Volumenwachstum geht, sondern qualitativ mit unseren Kunden zu wachsen. Gerade die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass man flexibel bleiben muss. Wir sind auf jeden Fall noch nicht an unserer Wachstumsgrenze.

Über den Interviewten

Michael Arends ist seit 2018 Deutschlandchef des BNP Paribas Wealth Managements. Zuvor war er Vorstandsmitglied der Bethmann Bank, zuständig für das Kundenressort. Weitere Stationen seiner Karriere sind etwa die UBS, Goldman Sachs, die Landesbank Baden-Württemberg und die Dresdner Bank

Interview Michael Arends, Wealth Management der BNP Paribas (2024)

FAQs

How prestigious is BNP Paribas? ›

BNP Paribas has won Inflation Derivatives House of the Year and Credit Portfolio Manager of the Year at the Risk Awards 2024. These awards confirm the continued strength and resilience of BNP Paribas' Corporate and Institutional Banking (CIB) during the current period of high interest rates and uncertain markets.

Does BNP Paribas have wealth management? ›

For over 150 years, BNP Paribas Wealth Management has been committed to protecting your wealth, developing it, and passing it on to your loved-ones.

Who is the CEO of BNP Paribas Wealth Management? ›

In 2010, he joined BNP Paribas Wealth Management as Chief Operating Officer and became Co-Chief Executive Officer in 2011. He was appointed CEO in 2020. Vincent Lecomte is a graduate of ESCP.

Why do you want to work for BNP Paribas? ›

Sustainability & Positive Impact

As a leader in sustainable finance, working for BNP Paribas CIB means collaborating with clients, colleagues and partners to build a more sustainable and inclusive future.

Is BNP Paribas interview tough? ›

BNP Paribas Interviews FAQs

Is it hard to get hired at BNP Paribas? Glassdoor users rated their interview experience at BNP Paribas as 69.3% positive with a difficulty rating score of 2.97 out of 5 (where 5 is the highest level of difficulty).

Is BNP Paribas better than JP Morgan? ›

J.P. Morgan scored higher in 9 areas: Overall Rating, Culture & Values, Diversity & Inclusion, Senior Management, Compensation & Benefits, Career Opportunities, CEO Approval, Recommend to a friend and Positive Business Outlook. BNP Paribas scored higher in 1 area: Work-life balance.

What is the highest salary in BNP Paribas? ›

The highest-paying job at BNP Paribas is a Director with a salary of ₹93.3 Lakhs per year.

What is the BNP Paribas bank scandal? ›

The bank had in 2014 agreed to plead guilty and pay an $8.97 billion penalty to settle U.S. charges it transferred billions of dollars for Sudanese, Iranian and Cuban entities subject to economic sanctions.

What is BNP Paribas famous for? ›

BNP Paribas, the leading bank in the European Union

Investment & Protection Services (IPS) for savings, investment and protection solutions; Corporate & Institutional Banking (CIB), which serves two client franchises: Corporate clients and institutional investors.

What is the salary of vice president of BNP Paribas? ›

$199K (Median Total Pay)

The estimated total pay range for a Vice President at BNP Paribas is $172K–$233K per year, which includes base salary and additional pay.

What is the hierarchy structure of BNP Paribas? ›

The General Management of BNP Paribas is composed of a Chief Executive Officer (CEO) plus two Chief Operating Officer (COO) and two Deputy Chief Operating Officers. The Executive Committee brings together the General Management as well as 14 other members - Heads of core businesses and central functions.

How many rounds of interview are there in BNP Paribas? ›

So how does our recruitment process work? The number of steps may vary, depending on the job concerned, but we always conduct at least two interviews. Some roles may involve more interviews and/or tests.

Is it good to work in BNP Paribas? ›

BNP Paribas has an employee rating of 3.8 out of 5 stars, based on 7,370 company reviews on Glassdoor which indicates that most employees have a good working experience there. The BNP Paribas employee rating is in line with the average (within 1 standard deviation) for employers within the Finance industry (3.7 stars).

Is BNP Paribas a good company to work for? ›

BNP Paribas Bangalore Reviews

Employees in Bangalore have given BNP Paribas a rating of 3.2 out of 5 stars, based on 39 company reviews on Glassdoor. This indicates that most employees have a good working experience in Bangalore.

Is BNP a Tier 1 bank? ›

The financial structure is very solid, with a common equity Tier 1 ratio at 13.1%.

What tier is BNP Paribas? ›

Tier two would be Goldman Sachs, Barclays Capital, Credit Suisse, Deutsche Bank, and Citigroup. Examples of tier three would be UBS, BNP Paribas, and SocGen. Being a bulge bracket bank does not necessarily mean it is rock solid.

Is BNP Paribas better than Barclays? ›

Our experts rated the trading platform of Barclays as less user-friendly than the platform of BGL BNP Paribas, found that clients have access to about the same number of markets and products with Barclays, while BGL BNP Paribas provides much less useful research and education.

Is BNP Paribas better than HSBC? ›

HSBC scored higher in 7 areas: Overall rating, Culture and values, Diversity and inclusion, Senior management, Compensation & Benefits, Career opportunities and Positive Business Outlook. BNP Paribas scored higher in 2 areas: CEO approval and Recommend to a friend. Both tied in 1 area: Work-life balance.

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