FinTech-Regulierung im Vergleich: Deutschland, Schweden und UK (2024)

Wo ist der beste Standort für die Ansiedelung von FinTech-Unternehmen? Das ergibt sich nicht nur daraus, wie hoch die Einstiegshürden durch Regulierung sind. UK, Schweden und Deutschland verfolgen verschiedene Konzepte: Wie schneiden sie im Vergleich ab und welche Ausgangslage schaffen sie für junge Unternehmen?

Regulierung ist für FinTech-Unternehmen eine hohe Einstiegshürde und ein massiver Kostenfaktor. Wie schneidet Deutschland bei der Regulierung von FinTech im internationalen Vergleich ab? Manche Länder wie etwa die UK werben mit niedrigen Einstiegshürden durch eine „Regulatory Sandbox“. Wie sieht es mit Schweden aus, das allgemein als ein sehr attraktiver FinTech-Standort gilt?

Gleiche Regeln für alle?

In Deutschland gibt es keine erleichterten Regeln für FinTech-Unternehmen. Der Präsident der BaFin hat das mehrfach öffentlich betont. In Schweden ist das genauso.

Trotzdem gibt es heute schon Regulierung, die auf FinTechs zugeschnitten ist. Hier ein paar Beispiele:

  • Es gibt seit langem eine europarechtliche Vorgabe für E-Geld.
  • Mit der MiFiD II wird in der EU ab 2018 Hochfrequenzhandel und sogenanntes Algo-Trading, also der Handel mit Wertpapieren durch Maschinen, reguliert. In Deutschland gilt das sogar schon jetzt.
  • Es gibt im deutschen Kleinanlegerschutzgesetz Erleichterungen für Crowdlending und Crowdfunding.
  • Die EBA hat bereits europäische Vorgaben für Internetzahlungen entwickelt.
  • Die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin veröffentlichte ein Rundschreiben zur Legitimationsprüfung per Video-Chat.
  • Die zweite Zahlungsdienste-Richtlinie nimmt zukünftig in Europa Zahlungsauslösedienste und Kontoinformationsdienste in die Pflicht.

Wem nützt Regulierung, wem schadet Sie?

Grundsätzlich führt scharfe Regulierung zu hohen Markteintrittsbarrieren, was natürlich erst einmal die so genannten „Incumbents“, also die etablierten Banken, Wertpapierfirmen und Zahlungsdienstleister bevorteilt.

Aber so einfach ist das nicht. Regulierung ist schwerfällig und teuer. FinTechs strukturieren ihre Geschäftsmodelle oftmals bewusst so, dass sie selbst nicht reguliert sind, weil sie sich bestimmte Bereiche der Wertschöpfungskette herauspicken. Damit sind FinTechs viel beweglicher und haben damit einen Kostenvorteil. Die erforderliche Lizenz „leihen“ sie sich einfach von einer kooperationswilligen Bank.

Allerdings gibt es auch regulierte FinTechs, wie Fidor Bank, Solaris Bank oder N26. Solche regulierten FinTechs haben den Vorteil, aufgrund ihrer Erlaubnis alle Teile der Wertschöpfungskette bedienen zu können.

Was lernen wir vom Ausland?

Nehmen wir den „Sandkasten“ in UK. Hier können FinTechs unter kontrollierten Bedingungen ihr Geschäftsmodell ausprobieren, ohne dafür eine Erlaubnis zu benötigen. Die Vorteile stehen aber eher auf dem Papier. Denn FinTechs müssen schon im „Sandkasten“ alle geltenden Regeln einhalten. Und wenn sie aus dem „Sandkasten“ raus wollen, müssen sie die Erlaubnis nachträglich beantragen. Von den Briten kann man aber lernen, wie ein FinTech-freundliches Klima zum positiven Standortfaktor wird. Da ist der Sandkasten nur ein Element. Andere Faktoren sollten auch stimmen.

Schweden ist, was das Aufsichtsrecht angeht, nicht so FinTech-affin. Es gibt weder spezielle FinTech-Gesetze. noch eine berechenbar reagierende Finanzaufsicht. So haben sich beispielsweise Crowdfunding-Unternehmen über die unklare Rechtslage beschwert. Immerhin hat die Aufsicht auch dort die Zeichen der Zeit erkannt und kürzlich ein Papier über Robo-Advisor veröffentlicht.

Schweden ist daher nicht wegen, sondern trotz der Regulierung erfolgreich in der Ansiedelung von FinTechs. So lassen sich schwedische Bürger sich anders als deutsche Kunden nicht wegen Datenschutzbedenken davon abhalten, neue smarte Finanzdienstleistungen auszuprobieren. In Schweden ist die Bargeldrate beim Bezahlen die niedrigste in Europa. Auch gibt es dort schon seit 2003 eine digitale Identität, die viele internetbasierte Geschäftsmodelle erst ermöglicht. Deutsche Kunden haben bekanntlich bei einer digitalen Identität Berührungsängste.

Der deutsche Regulierer BaFin ist jedoch weiter, wenn auch nicht so weit wie in UK. Es gibt umfangreiche Merkblätter, eine FinTech-Arbeitsgruppe und ein besonderes Frageformular, mit dem FinTechs die BaFin um Auskunft bitten können, ob ihr Geschäftsmodell einer Erlaubnis bedarf.

Regulierung kann durchaus ein Exportartikel sein, der ausländische FinTechs anzieht. So haben sich inzwischen einige Länder das deutsche Video-Identifizierungsverfahren abgeschaut, etwa Luxemburg und Österreich.

Sinnvolle Regulierung

Deutschland sollte allerdings nicht in ein „Race to the bottom“ einsteigen. Da gibt es sehr unrühmliche Beispiele, etwa, dass die Anbieter von dubiosen binären Optionen fast alle in Zypern sitzen, was über die Qualität der dortigen Regulierung Bände spricht.

Jens Weidmann von der Bundesbank hat kürzlich zu Recht gefordert, dass FinTechs in Europa einheitlich reguliert werden sollten. Wie hart; darauf sollte man sich in der EU verständigen. Es würde dazu oft schon genügen, bestehende EU-Regeln in allen Ländern gleich anzuwenden, natürlich mit Augenmaß und ohne gleich die Branche tot zu regulieren.

Viel schlimmer wäre es, wenn es aufgrund zu lascher Regulierung zu einer großen Pleite eines FinTech-Unternehmens kommt und Kunden ihr Geld verlieren. Die darauf folgende rigorose Reaktion des Gesetzgebers würde für FinTechs viel schwerwiegender sein.

FinTech-Regulierung im Vergleich: Deutschland, Schweden und UK (2024)

FAQs

Which European country is best for FinTech? ›

UK. London is widely considered the fintech capital of Europe, regularly attracting more inward investment than its continental neighbours and playing host to some major financial firms – both in traditional finance, with Canary Wharf home to many big banks; but also in emerging finance.

What is the largest FinTech in Germany? ›

Germany Fintech Top Companies
  • AirBank.
  • Hawk:AI.
  • Finleap Connect.
  • Raisin DS.
  • N26.

What is the FinTech capital of Germany? ›

Germany has emerged as a hub for FinTech innovation, with Berlin at the forefront of this technological revolution. This vibrant city has become a breeding ground for innovative financial startups, leveraging its tech-related talent pool and favorable business environment.

What is the FinTech capital of Europe? ›

“This downturn is not isolated to the UK and despite the drop in investment, the UK remains the capital of European fintech innovation with British fintechs still attracting more funding than those in France, Germany, China, India, Brazil and Canada combined.”

What is the biggest fintech market in Europe? ›

Online banking penetration exceeded 90 percent in four European countries in 2023, with Norway leading the way. In terms of user distribution across countries, the United Kingdom, Germany, and France stood out with the highest number of fintech adopters.

Is fintech a good career in USA? ›

And while fintech is a highly competitive industry, both in terms of companies competing for market share as well as professionals competing for the top jobs, there is plenty of room for those working in the sector to make upward or lateral moves as there are new opportunities for the right people becoming available ...

Which country is best in fintech? ›

The U.S. is home to most valuable financial technology companies in the world in 2023, according to Statista data — but China isn't far behind with mega-payments firms like Tencent and Ant Group making the country a solid second.

What 2 countries have the biggest population to adopt fintech? ›

China. China and India, leading the fintech market for years, have emerged as the countries with the highest fintech adoption rate.

Which country is the leader in fintech? ›

Leading fintech companies

Most fintech companies originate from the United States and China, and these two countries were also home to eight out of the 10 largest fintech companies worldwide in January 2024.

Who is Germany's largest lender? ›

FRANKFURT, April 29 (Reuters) - Deutsche Bank (DBKGn.DE) , opens new tab has warned a protracted lawsuit claiming it underpaid for Postbank could cost Germany's largest lender up to 1.3 billion euros ($1.39 billion).

Who is the biggest German finance? ›

It is a component of the DAX stock market index and is often referred to as the largest German banking institution, with Deutsche Bank holding the majority stake in DWS Group for combined assets of 2.2 trillion euros, rivaling even Sparkassen-Finanzgruppe in terms of combined assets.

What is the biggest finance city in Germany? ›

Known as the City of the Euro, Frankfurt is also the home of Germany's central bank: the Bundesbank. The German financial hub rose from the 17th to 14th place globally in the GFCI, whereas Paris slipped from the 14th to 15th.

Which country is best for fintech jobs? ›

The U.S. is home to most valuable financial technology companies in the world in 2023, according to Statista data — but China isn't far behind with mega-payments firms like Tencent and Ant Group making the country a solid second.

Which country is best for fintech course? ›

There are plenty of reasons to consider studying Fintech in Canada. The Fintech industry in the country has experienced remarkable and consistent growth, making Canada a global leader in the field.

Which European country is best for finance jobs? ›

Frankfurt, Germany

Frankfurt is arguably the finance capital of continental Europe and is the home of German financial powerhouses, such as Deutsche Bank. 10 Many international firms also keep their European headquarters in Frankfurt.

Which country is the financial hub of Europe? ›

London. London is not just an important European hub, but a global one. The city is one of the most visited places on earth and is among the most preferred places to do business. London is a well-known center for foreign exchange and bond trading in addition to banking activities and insurance services.

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