Die wichtigsten Fragen und Antworten zu ETFs (2024)

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu ETFs (1)

von Leonie Schlick

Was sind Exchange Traded Funds – besser bekannt als ETFs? Und für welche Anleger eignen sie sich? Wo liegen die Risiken? Die wichtigsten Antworten rund um ETFs

In unserer Reihe Capital erklärt geben wir einen komprimierten Überblick zu aktuellen Wirtschaftsthemen. Diesmal: ETFs (Exchange Traded Funds) – mit Lukas Zdrzalek.

Was sind ETFs und welche Vorteile haben sie?

Ein ETF ist ein Fonds, also ein Korb an Wertpapieren. In diesem Korb können Aktien, aber auch Anleihen enthalten sein. Der Unterschied zu einem gewöhnlichen, sogenannten aktiven Fonds: Bei ihnen entscheidet ein Fondsmanager, welche Wertpapiere in den Fonds gelangen. Ein ETF bildet dagegen nur einen Wertpapier-Index nach, das kann der deutsche Leitindex Dax, der US-amerikanische S&P 500 oder der globale MSCI World sein. Die Idee hinter dem Konzept ETF: Fondmanager schaffen es in der Regel nicht, langfristig mehr Rendite zu erzielen als ein Vergleichsindex, an dem sie ihre Leistung messen müssen. Deshalb ist es sinnvoller, direkt den Index zu kaufen, den die Fondsmanager ja ohnehin nicht schlagen.

Zudem streichen die Fondsmanager hohe Gebühren ein, sie liegen je nach Fondsart zwischen einem und zweieinhalb Prozent pro Jahr. Diese Kosten zieht der Fondsanbieter direkt vom angelegten Geld der Investoren ab, was die Rendite eines Sparers schmälert. Angesichts der oft mauen Leistung der Fondsmanager ist das ärgerlich. Ein ETF ist deutlich günstiger, weil er nur stumpf einen Index nachbildet – und der Anleger nicht das Gehalt des Fondsmanagers zahlen muss. So kosten ETFs auf gängige Indizes teils nur 0,05 Prozent der Anlagesumme.

Welche Arten von ETFs gibt es?

Es gibt physisch und synthetisch replizierende ETFs . Bei physisch replizierenden ETFs besitzt der ETF die Wertpapiere, die in dem Index enthalten sind, den der ETF nachbildet. Synthetisch replizierende ETFs bilden dagegen den Index über Derivate nach, also spezielle Finanzinstrumente. Anleger sollten sich für die physisch replizierenden ETFs entscheiden, weil inzwischen die meisten Anbieter darauf setzen. Grundsätzlich sind synthetisch replizierende ETFs aber nicht schlechter als physische.

Für welche Anleger eignen sich ETFs?

Grundsätzlich für alle, die bereit sind, die typischen Risiken an den Finanzmärkten einzugehen. Heißt: Anleger sollten die Schwankungen an der Börse aushalten können – auch dann, wenn die Kurse so stark fallen wie Ende vergangenen Jahres. Sie sollten in solch einer Situation in keinem Fall panisch verkaufen. Ein Tipp für Börseneulinge: Erst mal mit kleineren Beträgen im drei- oder niedrigen vierstelligen Bereich einsteigen, um auszutesten, ob man mit den Schwankungen zurechtkommt.

Welche Nachteile oder Risiken gibt es für die Anleger?

ETFs sind börsengehandelt, was bedeutet: Anleger können sie sekündlich kaufen und verkaufen. Dadurch dürfte manch einen Anleger verleiten, relativ häufig zu handeln – einfach, weil man es kann. Die Folge davon ist: Es kostet natürlich Gebühren, einen ETF zu handeln – die wieder die Rendite des Anlegers schmälern. Das zeigt, wie wichtig bei der Geldanlage Disziplin ist.

Zudem werfen die ETF-Industrie und die Fondgesellschaften immer neue ETFs auf den Markt. Sparer müssen aufpassen, dass sie nicht außergewöhnliche Indizes kaufen . Die Gefahr ist, dass sie nicht mehr verstehen, wie die Anbieter die Indizes zusammensetzen. Zudem sind diese exotischeren ETFs teurer als gängige Produkte. Besser ist es, auf die Standard-ETFs zu setzen, die die großen und bekannten Indizes wie den MSCI World und den S&P 500 nachbilden.

Auf welche Kennziffern müssen Anleger achten?

Anleger sollten auf das Volumen achten, der Fonds sollte mindestens 100 Millionen Euro groß sein. Das klingt nach sehr viel Geld, ist aber für Fonds vergleichsweise wenig. So gibt es auch Fonds mit einem Volumen im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich. Das Problem bei einem zu geringen Volumen: Unter 100 Millionen Euro lohnt sich der Fonds in der Regel für den Anbieter nicht, er verdient kein Geld damit. Dadurch ist die Gefahr hoch, dass er den Fond eines Tages wieder schließt - und das ist ärgerlich für den Anleger.

Zudem müssen Sparer auf den Tracking Error achten. Er gibt an, wie stark ein ETF vom Index abweicht. Je größer der Tracking Error ist, desto stärker weicht der ETF ab. Anleger sollten einen ETF mit einem möglichst geringen Tracking Error aussuchen, damit sie möglichst nah an dem Index dran sind, den sie sich ausgewählt haben. Das bedeutet in Summe: Sparer sollten sich für einen ETF mit möglichst geringen Kosten und möglichst geringem Tracking Error entscheiden, der gleichzeitig möglichst großvolumig ist.

Sollten sich Sparer für einen ausschüttenden oder wiederanlegenden Fonds entscheiden?

In der Regel gibt es von Fonds – ganz gleich, ob ETF oder aktiver Fonds – mehrere sogenannte Tranchen. In der Regel gibt es eine ausschüttende Tranche, das bedeutet: Kaufen Anleger diese ausschüttende Tranche, leitet der Fonds die gesammelten Dividendenzahlungen aller im Fonds enthaltenen Unternehmen an die Sparer weiter. Solche Tranchen kürzt die Fondsbranche mit den drei Buchstaben D, Dis oder Dist ab, sie stehen für das englische Wort distributing. Zudem gibt es akkumulierende Tranchen. Die Finanzbranche kürzt sie mit dem Kürzel Acc ab, das Kürzel steht für accumulating. Die Dividenden werden bei den akkumulierenden Tranchen angesammelt bzw. – wie es im Finanzsprech heißt - thesauriert, also direkt wieder im Fonds angelegt. Dadurch profitiert ein Anleger vom Zinseszins-Effekt, weshalb sich thesaurierende Fonds besonders gut zum Vermögensaufbau eignen. Ausschüttende Tranchen sind dagegen für Anleger sinnvoll, die regelmäßige Zusatzeinnahmen wünschen.

Wie investieren Sparer in einen ETF?

Das geht ganz einfach, indem Anleger ein Depot bei ihrer Bank eröffnen. Besonders günstig sind Online- und Direktbanken wie die Onvista Bank und die DKB. Bei diesen Geldhäusern fallen in der Regel keine Depotgebühren an, zudem sind die Kosten beim Kaufen und Verkaufen vergleichsweise niedrig. Sinnvoll ist in der Regel ein Sparplan , bedeutet: Wie beim Sparbuch legt ein Anleger jeden Monat oder jedes Quartal eine gewisse Summe an – und investiert diese automatisch in einen ETF. Das wichtigste Argumente für einen Sparplan: Weil ein Sparer regelmäßig einzahlt, diszipliniert ein Sparplan. Im Idealfall gewöhnt sich ein Anleger so sehr daran, dass er vergisst, dass er jeden Monat aufs Neue anlegt. Und so sitzt er dann alle Krisen an den Börsen aus, ohne es zu beabsichtigen.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten zu ETFs (2024)

FAQs

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu ETFs? ›

Ein ETF (Exchange Traded Funds) ist ein börsengehandelter Indexfonds – also eine Sammlung von einzelnen Wertpapieren – der einen bestimmten Aktienindex, z.B. den DAX nachbildet. Das heißt, ein ETF ermöglicht es Ihnen, mit einem einzigen Wertpapier in ganze Märkte zu investieren.

Was man alles über ETFs wissen muss? ›

Ein ETF (Exchange Traded Funds) ist ein börsengehandelter Indexfonds – also eine Sammlung von einzelnen Wertpapieren – der einen bestimmten Aktienindex, z.B. den DAX nachbildet. Das heißt, ein ETF ermöglicht es Ihnen, mit einem einzigen Wertpapier in ganze Märkte zu investieren.

Wie viel Geld sollte man monatlich in ETF investieren? ›

Die Höhe der Investition in ETFs hängt von den persönlichen Umständen ab. Die Empfehlung liegt bei 10 bis 20 Prozent des Nettoeinkommens, vor allem, wenn bereits ein finanzielles Polster vorhanden ist und keine Schulden bestehen.

Wie viel Geld nach 10 Jahren ETF? ›

Die durchschnittliche Rendite eines ETFs auf einen breiten Marktindex für eine Periode von 10 Jahren war in den letzten 50 Jahren 8,36% pro Jahr. D.h. eine Investitionssumme von 10.000 EUR wäre im Durchschnitt nach 10 Jahren auf 22.320 EUR angestiegen.

Was ist ein ETF einfach erklärt? ›

Ein ETF (engl.: „Exchange Traded Fund”) ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Index, wie beispielsweise des DAX, abbildet. Im Kern vereinen ETFs die Vorteile von Aktien und Fonds in einem Produkt.

Was sind die besten ETFs für Anfänger? ›

Bei der einfachsten Lösung mit nur einem ETF empfehlen wir nicht nur Anfängerinnen und Anfängern, auf den SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF oder den Vanguard FTSE All-World UCITS ETF zu setzen. Die beiden ETFs decken mit circa 9.300 bzw. 2.900 Unternehmen aus 47 Ländern rund 99 Prozent des Weltmarktes ab.

Kann ich meinen ETF jederzeit verkaufen? ›

Wenn die börsengehandelten Fonds nicht die gewünschte Rendite erzielen, nicht mehr in Ihr persönliches Portfolio passen oder andere Gründe für einen Verkauf sprechen, können Sie mit Ihren Anteilen jederzeit in den Handel an der Börse einsteigen.

Was ist die 50 30 20 Regel? ›

Die Regel ist einfach zu verstehen: 50 Prozent Ihres Nettoeinkommens sollten für Fixkosten, 30 Prozent für persönliche Bedürfnisse und 20 Prozent zum Sparen vorgesehen sein. Aber wie genau funktioniert das und wie kann es Ihnen helfen, ein kleines Vermögen aufzubauen? Lassen Sie uns diese Frage im Detail klären.

Wann ist der beste Zeitpunkt um ETFs zu kaufen? ›

Die beste Zeit ist werktags zwischen 9:00 und 17:30 Uhr – zumindest dann, wenn Du in gebräuchliche ETFs wie etwa auf den MSCI World investierst.

Kann man sich ETFs jederzeit auszahlen lassen? ›

Wenn Du einen ETF-Entnahmeplan einrichtest, musst Du Dich zunächst entscheiden, wie viel Geld Du wann erhalten willst. Du kannst Dir Geld monatlich auszahlen lassen, aber auch nur alle drei Monate oder vielleicht auch nur einmal im Jahr. Oft verlangen Banken oder Broker pro Auszahlung eine prozentuale Gebühr.

Wie viel Steuern zahlt man auf ETFs? ›

Beim Verkauf von ETF-Anteilen fällt in Deutschland grundsätzlich die Abgeltungssteuer an. Auf den Gewinn musst Du 25 Prozent Abgeltungssteuer, darauf noch 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer zahlen. Bei Aktien-ETFs sind allerdings 30 Prozent des Gewinns steuerfrei.

Wann kann man ETF steuerfrei verkaufen? ›

Allerdings gibt es bei Kapitalerträgen den sogenannten Sparerpauschbetrag: Bis zu 1.000 Euro im Jahr bleiben für Dich steuerfrei. Bei zusammenveranlagten Paaren sind es 2.000 Euro im Jahr. Bis einschließlich 2022 betrug der Sparerpauschbetrag 801 Euro (1.602 Euro für Paare).

Was ist der Nachteil von ETF? ›

ETFs können nicht nur steigen, sondern auch fallen. Kursschwankungen und Börsencrashs werden 1:1 auf das ETF übertragen. So wie die ETFs in Aufwärtsbewegungen für zusätzliche Nachfrage sorgen und damit die Kursanstiege verstärken, gibt es auch in die Gegenrichtung eine Beschleunigung.

Was muss ich über ETFs wissen? ›

Das Wichtigste in Kürze. Mit ETFs können Anleger vergleichsweise risikoarm von den Chancen der Aktienmärkte profitieren – per Einmalanlage oder Sparplan. ETFs bilden einen Index nach, zum Beispiel den Dax. Je mehr Aktien der zugrunde liegende Index enthält, desto breiter wird das Risiko gestreut.

Wie macht man mit ETF Gewinn? ›

Ausschüttender ETF - Erwirtschaftet ein Unternehmen einen Gewinn, wird dieser regelmäßig als sogenannte Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Stecken Aktien in einem Fonds, fließen die Dividenden erst an den Fonds. Er kann die Ausschüttungen dann gebündelt an die Anleger weitergeben.

Wie lange sollte man einen ETF halten? ›

Du solltest deine ETF-Anteile über lange Zeiträume halten – also mindestens fünfzehn, wenn nicht sogar 20 Jahre. Das ist eine gängige Anlageempfehlung.

Welche Rendite ist realistisch ETF? ›

Top 5: Die MSCI-World-ETFs mit der besten Rendite in 1 Monat
Name des ETFsRendite in 1 Monat
Platz 1UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF A-acc1,88 %
Platz 2SPDR MSCI World UCITS ETF1,87 %
Platz 3HSBC MSCI World UCITS ETF USD1,82 %
Platz 4HSBC MSCI World UCITS ETF USD (Acc)1,81 %
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Was braucht man um in ETF zu investieren? ›

Die Voraussetzung, um ETFs zu kaufen, ist ein Depot – also ein Konto, auf dem deine ETFs verwahrt werden. Ein solches Depot kannst du bei einem sogenannten Online Broker kostenlos mit wenig Aufwand eröffnen und Geld in ETFs investieren.

Wie viele ETF sollte man haben? ›

In wie viele ETFs sollte man investieren? Für gewöhnlich sollte in mindestens 2 ETFs investiert werden. Ziel sollte es sein, eine möglichst breite, globale Diversifikation zu erreichen, damit das Risiko des gesamten Portfolios langfristig möglichst gering bleibt.

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Author: Velia Krajcik

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