Die Unterschiede zwischen aktivem und passivem Investieren (2024)

Beim Investieren müssen Anleger zahlreiche Entscheidungen treffen, die großen Einfluss auf den Anlageerfolg haben können. Eine davon ist, ob das Geld lieber aktiv oder passiv angelegt werden soll. Hier scheiden sich oft die Geister. Während die einen überzeugt sind, den Markt mit aktiven Investitionen schlagen zu können, glauben andere, dass dies nicht möglich ist und wollen lieber von der Gesamtentwicklung des Marktes profitieren. Was die Unterschiede sind, welche Vor- und Nachteile aktives und passives Investieren für Anleger mit sich bringt, zeigen wir im Folgenden auf.

Die Unterschiede zwischen aktivem und passivem Investieren (1)

Was ist aktives Investieren?

Aktive Investoren konzentrieren sich auf das Kaufen von einzelnen Aktientiteln, bei denen sie davon ausgehen, dass diese zukünftig am besten performen werden. Auf diese Weise versuchen sie, mit ihren Investitionen besser zu sein als die durchschnittliche Marktentwicklung, also eine höhere Rendite zu erwirtschaften. Die Haltedauer hängt meist davon ab, ob ein kurz-, mittel- oder langfristiger Ansatz verfolgt wird. In jedem Fall verfolgen aktive Investoren das Marktgeschehen aber genau, um Titel gegebenenfalls auch rechtzeitig wieder zu verkaufen.

Zu den aktiven Investoren zählen beispielsweise Fondsmanager, die das Geld von Fondsanlegern in verschiedene einzelne Aktientitel oder Investmentprodukte auf Grundlage des Investmentansatzes des jeweiligen Fonds investieren. Durch fundierte Analysen versuchen sie dabei, das Portfolio des Fonds bestmöglich zusammenzustellen und so eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Doch auch viele Privatanleger verfolgen einen aktiven Investmentansatz und konzentrieren sich auf Investitionen in einzelne Aktientitel, von denen sie sich eine überdurchschnittlicher Performance versprechen.

Die Unterschiede zwischen aktivem und passivem Investieren (2)

Welche Vor- und Nachteile hat aktives Investieren?

Der größte Vorteil von aktivem Investieren ist die Flexibilität. Durch die gezielte Auswahl von einzelnen Aktientiteln kann ein maßgeschneidertes Portfolio aufgebaut werden, welches auf die individuellen Bedürfnisse, insbesondere im Hinblick auf Risikobereitschaft und Renditeerwartungen, angepasst werden kann. Auch bestimmte Anlagestrategien wie beispielsweise die Momentum-Strategie, bei der auf Titel gesetzt wird, die sich gerade im Aufwärtstrend befinden, oder die Antizyklische-Strategie, bei der versucht wird Bärenmarktphasen, in denen die meisten Anleger verkaufen, zum Einstieg zu nutzen, können nur mit einem aktiven Investmentansatz umgesetzt werden. Zudem haben Privatanleger bzw. professionelle Fondsmanager das Risikomanagement in der eigenen Hand. So können einzelne Titel bei schlechten News direkt verkauft werden, um Verluste zu vermeiden.

Auch wenn es viele Argumente für einen aktiven Investmentansatz gibt, belegen Statistiken jedoch, dass es sehr schwer ist, den Markt über einen längeren Zeitraum zu schlagen. So nimmt die Anzahl an Fondsmanagern, denen das gelingt, über einen längeren Zeitraum immer weiter ab. Waren es nach 3 Jahren noch 20 %, die eine bessere Rendite als der Gesamtmarkt erzielen konnten, so sinkt diese Zahl über einen Zeitraum von 10 Jahren bereits auf knappe 5 %. Wer mit aktivem Investieren erfolgreich sein will, muss zudem viel Zeit investieren, um den Markt zu beobachten und Analysen zu betreiben. Denn Investitionsentscheidungen sollten gut überlegt sein und auf ausreichend Wissen und Recherche basieren. Und auch im Hinblick auf die Kosten zahlen Anleger mit aktivem Investitionsansatz meist mehr, da in der Regel häufiger gekauft und verkauft wird, was sich in höheren Transaktions- und Ordergebühren widerspiegelt.

Was ist passives Investieren?

Im Gegensatz zum aktiven Investieren versuchen Anleger mit passivem Investitionsansatz weder den Markt zu schlagen noch den Markt zu timen. Stattdessen investiert man in einen ganzen Markt und vertraut auf dessen langfristig stabiles Wachstum. In der Regel erfolgen diese passiven Investitionen in Form von Spärplänen auf ETFs. Anders als Fonds werden ETFs nicht aktiv gemanaged, sondern bilden die Wertentwicklung eines Index passiv nach. Ihre Zusammenstellung wird also regelmäßig und automatisch an den zugrunde liegenden Index angepasst und nicht aktiv verwaltet. Das ermöglicht es Anlegern, kostengünstig in alle in einem Index enthaltenen Unternehmen, sprich also in ganze Märkte, zu investieren. Über einen Sparplan kann ein ETF dann zu einem regelmäßig wiederkehrenden Investitionszeitpunkt z. B. monatlich zu einem festgelegten Betrag bespart werden. Dadurch wird kontinuierlich der Durchschnitt eines bestimmten Marktes gekauft.

Die Unterschiede zwischen aktivem und passivem Investieren (3)

Welche Vor- und Nachteile hat passives Investieren?

Passives Investieren hat für Anleger vor allem den Vorteil, dass es mit wenig Aufwand verbunden ist. Da auf Indexfonds gesetzt wird, sind keine langwierigen Analysen von Einzeltiteln im Hinblick auf Unternehmenskennzahlen und -bilanzen nötig, um Investitionsentscheidungen zu treffen. So können also selbst weniger erfahrene Anleger von der Aktienmarktentwicklung profitieren. Außerdem spielt Market Timing hierbei keine Rolle, denn in den meisten Fällen wird über regelmäßige Sparraten automatisch investiert. Es ist also nicht notwendig, den Markt genau zu beobachten, um den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden. Stattdessen wird ein Buy-and-Hold-Ansatz verfolgt. Heißt: Anteile werden gekauft, um sie langfristig zu halten, da davon ausgegangen wird, dass sich Märkte über einen längeren Zeitraum nahezu immer positiv entwickeln. Dies belegen auch viele Statistiken, die zeigen, dass die Rendite des Gesamtmarktes auf lange Sicht die Rendite von Fondsmanagern mit aktivem Ansatz schlägt. Des Weiteren sind passive Investitionen automatisch breit gestreut. Das erhöht die Diversifikation des eigenen Portfolios und streut das Risiko auf viele verschiedene Titel. Damit schlägt passives Investieren den aktiven Investitionsansatz vor allem auch in puncto Risikolevel. Nicht zuletzt schlägt sich der passive Investitionsansatz in niedrigeren Kosten wieder. Bei vielen Brokern kann ein Sparplan kostenfrei zu einer geringen Mindestsparrate erstellt werden.

Wer jedoch seine Anlagen möglichst flexibel halten und selbstbestimmt agieren will, ist mit passiven Investitionen weniger gut beraten. Denn es ist Anlegern nicht möglich, Einfluss auf die Zusammensetzung eines Indexfonds durch den Kauf oder Verkauf bestimmter Titel zu nehmen. Und auch wenn sich passive Anlagen über einen längeren Zeitraum meist als weniger riskant erweisen, so haben Anleger ihr Risikomanagement hier nicht selbst in der Hand. Bei schlechten Gegebenheiten können einzelne Titel also nicht einfach abgestoßen werden, sondern schlechte Marktphasen müssen ausgesessen werden. Anleger sind damit vollends der Marktvolatilität ausgesetzt. Auch die Wichtung innerhalb eines ETFs, die entsprechend des zugrunde liegenden Index nach Marktkapitalisierung erfolgt, birgt Nachteile. Denn je größer ein Unternehmen ist, desto größer ist sein Anteil im ETF. Damit kann ein Klumpenrisiko entstehen, also dass ein oder wenige Unternehmen die Entwicklung des ETF zu stark beeinflussen.

Welcher Investitionsansatz ist besser?

Pauschal kann die Frage nach dem besseren Investitionsansatz nicht beantwortet werden, denn dies hängt vor allem von den persönlichen Bedürfnissen, Kenntnissen und Zielsetzungen ab. Anleger, die über wenig Erfahrung mit Aktien verfügen oder wenig Zeit haben, sich regelmäßig mit dem Marktgeschehen auseinanderzusetzen und Analysen zu betreiben, profitieren besonders von den Vorteilen passiver Investitionen. Voraussetzung sollte hier aber ein langfristiger Ansatz sein, da sich die Rendite umso positiver entwickelt, je länger der Investitionszeitraum ist.

Für Anleger, die über ausreichend Marktkenntnisse verfügen und sowohl die Portfoliozusammenstellung als auch das Risikomanagement lieber in eigener Hand haben, stellt hingegen der aktive Investitionsansatz die bessere Alternative dar. Insbesondere bei kurz- und mittelfristigen Investitionen kann es Fondsmanagern und Privatanlegern gelingen, den Markt zu schlagen. Auf lange Sicht schaffen dies hingegen nur sehr wenige.

Selbstverständlich spricht nichts dagegen, dass Anleger mit eigentlich passivem Investitionsansatz einige aktive Positionen dem Depot beimischen. Insbesondere für die Diversifikation kann dies von Vorteil sein, wenn in einem Index bestimmte Unternehmen, Regionen oder Branchen zu stark gewichtet sind.

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Die Unterschiede zwischen aktivem und passivem Investieren (2024)
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Author: Golda Nolan II

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